Apple Watch (Series 4): Pro & Contra – persönliche Erfahrungen nach 2 Tagen im Einsatz

Apple Watch (Series 4)

Am 14. September stand ich mit meinem iPhone um 9 Uhr da und wartete darauf, dass der Apple Store wieder online ging. Mein Ziel: Die Apple Watch (Series 4) vorzubestellen, um sie am Erscheinungsdatum in den Händen zu halten. Ich musste ca. 10 Minuten warten, doch dann war binnen zwei Minuten die neue Apple Watch bestellt. Die Belohnung: Am Erscheinungstag hielt ich sie in den Händen. Zwei Tage später lassen sich zumindest erste Fragen beantworten: Lohnt sich der Umstieg von einem älteren Modell? Was gefällt, was enttäuscht?

Meine bisherigen Apple Watches

Ich bin nicht sofort auf den Zug aufgesprungen, als die Apple Watch ab dem 24. April 2015 (ja, dreieinhalb Jahre ist das erst her) in Deutschland zu erwerben war – aber nach zwei Monaten siegte dann doch meine Neugier. Ich kaufte von der heute als Series 0 bekannten Erstversion die billigste und kleinste Variante: Aluminium, 38mm, mit Sportarmband. Die ersten Tage mit der Apple Watch habe ich hier auch dokumentiert: Tag 1, Tag 2 und 3, Tag 4 bis 6, Tag 7 bis 18, Tag 19 bis 26 – spannendes Neuland war das.

Apple Watch (Series 4) – Karton

Auf den ersten Blick sieht der Karton der Series 4 wie der der bisherigen Modelle aus … | Foto: Ulf Cronenberg

Meine Vorgabe damals war: Ich gucke mal 3 Monate. Kann ich nichts mit der Apple Watch anfangen, wird sie wieder verkauft. Sie ist geblieben. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, nach ein paar Monaten ein Resümee zur Apple Watch ziehen, aber das habe ich dann irgendwie vergessen.

Als dann Series 3 im Herbst 2017 herauskam, habe ich mir ein Upgrade gegönnt. Ich hatte kurz mit der Mobilfunk-Version geliebäugelt, es dann aber verworfen. Geblieben bin ich bei der billigsten Version: Aluminium, 38 mm, Sportarmband (diesmal die Nike-Version). Äußerlich war Series 3 (zumindest die ohne Mobilfunk, die die rote digitale Krone ziert) nicht von meiner Erstversion zu unterscheiden – aber deutlich gemerkt hat man, dass die Batterielaufzeit höher war und dass sie sich deutlich weniger träge bei der Bedienung anfühlte.

Aktivität und Gesundheit – neben der Zeitmessung meine wichtigsten Anwendungsbereiche

Interessant finde ich im Rückblick, wie sich mein Nutzungsverhalten bei der Apple Watch verändert hat. Dachte ich früher, dass das Verbundensein mit dem großen WWW mit allem Drum und Dran von sozialen Medien über iMessage bis hin zu Mails, also die dauernde Erreichbarkeit für mich das Wichtigste ist, so hat sich nach und nach herauskristallisiert, dass ich das Interessanteste die Aktivitätsfunktionen finde. Ich bin kein aktiver Sportler, aber seit ich die Apple Watch habe, bewege ich mich deutlich mehr und bewusster. Heute erst war ich in einer Regenpause spazieren – die drei Aktivitätsringe zu schließen, versuche ich jeden Tag zu schaffen. Oft lasse ich Bluetooth und WLAN bei der Apple Watch auch aus – ich will nicht ständig durch hereinkommenden Nachrichten gestört werden.

Apple Watch (Series 4) – Karton

Geöffnet sieht dann doch alles anders aus: Uhr und Armband sind separat verpackt, die schmucke Kartonhülle mit verschiedenen Apple Watch-Versionen ist neu. | Foto: Ulf Cronenberg

Auch die Gesundheitsfunktionen weiß ich zu schätzen. Als ich mich vor zwei Jahren mal längere Zeit unwohl gefühlt habe, war es die Apple Watch, die mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich tagsüber Phasen mit erhöhtem Ruhepuls hatte. Und seit ca. einem Jahr lasse ich meinen Schlaf durch die Apple Watch beobachten. Das hatte ich früher schon mal mit meinem iPhone gemacht, das man auf die Matratze legen sollte. Aber als ich nach einer unruhigen Nacht gerädert aufgewacht bin und die Schlafqualität bei 100 % stand, war damit Schluss.

Die Apple Watch (ich verwende dazu die App Autosleep) ist da deutlich genauer. Und wer sich fragt, warum ich das mache: Seit ein paar Jahren hat sich mein Schlafverhalten (sicher vor allem altersbedingt) verschlechtert. Ich fand und finde es einfach spannend, das im Blick zu haben – ohne jede weitere Konsequenz bisher.

Neben der Zeitmessung sind die wichtigsten Dinge, für die ich die Apple Watch einsetze, vor allem:

  • Timer und Stoppuhr
  • Wetterbericht
  • die Aufzeichnungsfunktion bei Trainings (z. B. für Radtouren)
  • Musikhören bzw. Steuerung von Bluetooth-Kopfhörern
  • Lesen von iMessage-Nachrichten
  • die Erinnerungsfunktion
  • Steuerung meiner Hue-Lampen
Apple Watch (Series 4) – Karton innen

Und so ist die Apple Watch dann innen drin verpackt … | Foto: Ulf Cronenberg

Die neue Apple Watch: Series 4

Gekauft habe ich auch diesmal wieder die günstigste Variante der Apple Watch – allerdings erstmals mit Mobilfunk. Warum man für eine Edelstahlversion oder die Hermes Edition deutlich mehr Geld ausgeben sollte, erschließt sich mir nicht. Für mich ist die Apple Watch kein Modeaccessoir, für mich ist sie kein Statussymbol, sondern ein Gebrauchsgegenstand. Und was die Funktionen angeht, ist keine der teureren Apple Watches besser als die günstigste Version. Geblieben bin ich angesichts meiner schmalen Handgelenke bei der kleinen Version, die nun 40 statt 38 mm misst (gemessen wird hier übrigens das Ausmass des Gehäuses in der Höhe).

Zentral ist jedoch – und das war mit ein Kaufgrund für mich –, dass die Bildschirmfläche des OLED-Displays vergrößert wurde. Ca. ein Drittel mehr Platz nimmt es ein, obwohl das Gehäuse nur 2 mm länger in der Höhe ist. Das ist möglich, weil der schwarze Rand um das Display verkleinert wurde. Dafür sind nun die Displayecken (siehe Foto unten) abgerundet. Auf den ersten Bildern während der Keynote war ich mir nicht sicher, ob mir die Displayrundungen vom Design her gefallen … – aber klar, weniger Rand heißt, dass das Display näher an die gerundeten Ecken herangeht. Von daher ein logischer Schritt.

Apple Watch (Series 4) – Karton innen

Der Karton der Series 4 mit Netzteil … | Foto: Ulf Cronenberg

Worüber ich mich gefreut habe: dass beim Format der Armbänder für die Series 4 nichts geändert wurde. Ich habe nicht viele davon (es sind nur 3 Sportarmbänder in verschiedenen Farben), aber sie mit der Series 4 der Apple Watch nicht mehr nutzen zu können, hätte mich ziemlich gewurmt. Was mich dagegen schon ärgert, ist, dass ich meine Apple Watch nicht so kaufen kann, wie ich es will. Warum kann man nicht sagen: Ich will die helle Aluminium-Variante mit dem blauen Sport-Armband? Da ich unbedingt wieder das unempfindliche Sportarmband haben wollte, mir die helle Aluminium-Version der Apple Watch besser als die in Schwarz oder gar in Gold (das eigentlich eher Rosa ist) gefällt, musste ich also zum weißen Armband greifen.

Apple Watch (Series 4): mit Armband

Das weiße Armband hat bestimmt nicht meine Lieblingsfarbe … | Foto: Ulf Cronenberg

Die ersten Erfahrungen nach 2 Tagen

Kommen wir zum Positiven: Am meisten angetan hat es mir, ehrlich gesagt, die größere Bildschirmfläche. Meine alternden Augen und das größere Display passen eindeutig zusammen. Auch ohne Lesebrille kann ich nun deutlich besser lesen, was auf dem Display steht. (Warum ich nicht die 44-mm-Variante mit noch mehr Display nehmen will, hatte ich ja oben schon erwähnt.)

Möglich ist dadurch – das werte ich auch mal als Plus – das neue Infograph-Ziffernblatt. Dass neben der Uhr dort noch insgesamt 8 Komplikationen (also Zusatzinformationen) unterzubringen sind, ist schon eine coole Sache. Klar, das Ganze wirkt schon leicht überfrachtet. Aber dennoch haben sich da ein paar GUI-Entwickler sicher viele Wochen Zeit genommen, um das hinzukriegen. Beeindruckend. Man hat wirklich viel im Blick auf dieser kleinen Fläche.

Apple Watch (Series 4): Infograph-Ziffernblatt

Das Flaggschiff der Ziffernblätter: Infograph … | Foto: Ulf Cronenberg

Wem das zu viel ist, der kann natürlich ein anderes Ziffernblatt auswählen. Mir gefallen z. B. die meditativen, ebenfalls neuen Zifferblätter von watchOS 5 (Atmen oder Fire and Water) auch wirklich gut. Sie funktionieren (im Gegensatz zum Infograph-Ziffernblatt) auch auf älteren Geräten, aber auf dem größeren Display sehen sie beeindruckender aus.

Dass die neue Apple Watch sich etwas snappier als Series 3 anfühlt, sei auch positiv vermerkt – aber groß ist der Unterschied nicht. Wer bisher noch Series 0 bis 2 hat, dürfte da mehr bemerken. Und die nun mit haptischem Feedback versehene Digital Crown mag gefallen, aber dringend notwendig ist die Funktion nicht. Das gilt auch für andere Dinge, über die ich nichts sagen kann: Die Sturz-Erkennungsfunktion werde ich hoffentlich nicht brauchen und werde sie ganz bestimmt nicht simulieren … Und über die Mobilfunkfunktion kann ich derzeit noch nichts sagen, weil mein Anbieter sie noch nicht freigeschaltet hat. Vielleicht reiche ich noch nach, wie es ist, mit der Series 4 Telefonate zu führen. Aber anderen Testern zufolge wurden Lautsprecher und Mikrofon deutlich verbessert. Wer also mit der Apple Watch öfter telefonieren will, der ist wohl mit der neuen Version gut beraten.

Und negativ? Fällt da auch etwas auf? Dass die Uhr eine Technik hat, die noch nicht freigeschaltet ist, von der man auch nicht weiß, ob (wahrscheinlich schon) und wann sie in Deutschland verfügbar sein wird, ist schon enttäuschend. Die EKG-Funktion mag eine Spezialfunktion sein, die auch nicht das EKG beim Arzt ersetzt, aber wenn sie schon in der Uhr verbaut ist, sollte sie eigentlich auch eingesetzt werden können. Dieses Ankündigen von Funktionen für später ist ein neuer Tick von Apple – und dabei schießt man bisweilen gehörig daneben (siehe die AirPower-Ladematte von Apple, die vor einem Jahr angekündigt wurde und nun totgeschwiegen wird).

Negativ zu erwähnen ist auch, dass die Apple Watch leicht teurer geworden ist; noch schlimmer: das billigste Modell ohne Mobilfunk kommt nun wohl auch ohne Ladeadapter daher. Das ist echt ein Unding, Apple! Der Netzadapter mit Kabel dürfte die reichste Firma der Welt keine 10 Euro in der Herstellung kosten – den kann man dann schon mal beilegen.

Apple Watch – Vergleich Display Series 3 und 4

Ein Foto zeigt, dass das Display der Series 4 doch einiges größer als bei der Series 3-Version ist. | Foto: Ulf Cronenberg

Das Fazit

Ich kann mich den Vorabtestern im Großen und Ganzen anschließen: Die Apple Watch Series 4 verbessert einiges an der Smartwatch, bis auf das größere Display und die leicht anders gestaltete Gehäuseform hat sich aber wenig Innovatives getan – da mag vielleicht irgendwann noch die EKG-Funktion dazukommen, im Moment ist sie jedoch nur eingebaut, aber deaktiviert. Der Rest ist Evolution nicht Revolution: Die Apple Watch Series 4 macht einfach alles etwas schneller und besser als die Vorgängerversion.

Die Botschaft ist von daher klar: Wer mit seiner Apple Watch Series 3 glücklich ist, soll bei ihr bleiben. Wer Series 0 bis 2 hat und doch langsam merkt, dass die Apple Watch etwas träge ist, wer außerdem Mobilfunk integriert haben will, der hat nun einen guten Grund, eine neue Apple Watch zu kaufen. Mir hat es vor allem das größere Display angetan, und ich bin sehr froh, dass ich es habe.

Seien wir gespannt, was Series 5 und 6 dann bringen werden. Ich werde meine nächste Apple Watch spätestens kaufen, wenn Apple das Beamen integriert hat. Kevin Lynch, der hauptverantwortliche Apple-Watch-Entwickler, hat im Einführungsvideo zur WWDC 2018 ja gezeigt, dass es geht … 😉

Ulf Cronenberg

5 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Die neue Watch finde ich auch interessant! Und auch bei mir sind es die Sportfunktionen, die ich gern nutzen würde.

    Ich bin kein großer Fan von quadratischen Gehäusen – rund würde mir besser gefallen, aber seit der Vorstellung der ersten Watch habe ich mich etwas an diese Form gewöhnt. Begeisterung kommt aber immer noch nicht auf.

    Was mir in deinem Beitrag noch fehlt, ist ein Statement zur Akku-Leistung. Muss man so eine Uhr immer noch täglich laden?

    • Hallo Jörn,
      zur Akkuleistung konnte ich nach 2 Tagen nicht viel sagen. Wenn du mit der Apple Watch den ganzen Tag mit dem iPhone verbunden bist, dann ist ein tägliches Laden wohl notwendig. Da ich meist nicht verbunden bin, habe es mit der Series 3 (also der Vorgängerversion) oft auch 2 Tage geschafft. Das geht aber nur, wenn du nicht länger pro Tag Trainings aufzeichnen lässt – von Mobilfunk ganz zu schweigen. Denn GPS und LTE sind Akkuentleerer.
      Die Series 4 dürfte da nicht groß anders sein. Weniger Akkuverbrauch hat sie sicher nicht, meine vorsichtige bisherige Einschätzung ist, dass der Akkuverbrauch leicht höher ist als bei der Series 3 (so 10 %). Ich komme darauf, weil das nächtliche Tragen (ich lade sie meist am Abend) bei der alten Apple Watch den Akku auf 90 bis 93 % geleert hat, bei der Series 4 waren es 87 bis 90 % in den ersten Tagen.
      Wenn du übrigens günstig eine Apple Watch Series 3 zum „Mal ausprobieren“ haben willst: Ich habe eine abzugeben.
      Viele Grüße
      Ulf

  2. HI Ulf,

    Interessanter Test…. Irgendwie ist die Series 4 ja schon reizvoll… Dummerweise hab ich mir erst letzten August die 3er Nike Version gekauft, da meine 0er erst im April den Geist aufgab… Trotz allem bin ich mit der 3er schon sehr zufrieden. Ich nutze sie auch sehr stark im Fitness-Bereich, also vor allem Aktivität und Trainings – hier bin ich sehr begeistert, dass die 3er endlich quasi wasserdicht ist, da ich, gerade jetzt im Winter, versuche, viel zu schwimmen…
    Naja, mal schauen, was die 5er-Version mitbringt 😉

    • Hallo Stefan,
      ja, ich hatte auch eine 3er, mit der ich zufrieden war. Aber die Neugierde hat gesiegt, und ich habe einen ganz guten Käufer gefunden.
      Viele Grüße, Ulf

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