Als das neue iPad Pro mit dem neu entwickelten Magic Keyboard vor einigen Wochen vorgestellt wurde, war mir klar, dass ich das Magic Keyboard mit dem verstellbaren Neigungswinkel einem Test unterziehen will. Ein neues iPad Pro brauche ich dafür nicht, das Magic Keyboard passt auch für das iPad-Pro-Modell aus dem Jahr 2018, das ich besitze. Da ich die neue Tastatur gleich am ersten Bestelltag recht früh geordert hatte, habe ich es heute zum Erstauslieferungstag bekommen. Nach einigen Stunden des Ausprobierens gibt es hier einen ersten Test.
Was ist am Magic Keyboard besonders?
Das neue Magic Keyboard fürs iPad Pro hat einige Sachen, die es unter den Apple-Hüllen und Apple-Keyboards herausheben. Da ist zunächst einmal der verstellbare Neigungswinkel zu nennen, dann die quasi schwebende magnetische Anbringung des iPads. Hinzu kommen folgende Dinge:
- ein USB-C-Port zum Laden an der Seite
- eine ordentliche Tastatur ähnlich der von den anderen Tastatur bei Apple
- das Trackpad
Der USB-C-Port ist wichtig, weil damit das Kabel auf dem Tisch verlaufen kann – würde man es über den normalen Port am iPad Pro laden, hätte man ständig ein störendes Kabel im Weg, das leicht brechen würde, wenn man dagegen stößt. Dass eine Apple-Tastatur fürs iPad endlich einen richtigen Tastenhub hat, ist auch neu, überrascht kann man aber vor allem vom Trackpad sein. Seit iPadOS 13.4 versteht sich das Betriebssystem endlich richtig auf Computermäuse und Trackpads (vorher ging es schon einige Monate rudimentär). Von daher ist das Trackpad ein logischer Schritt.
Erfahrungen in der Praxis
Ich habe einen Großteil dieses Tests mit dem neuen Magic Keyboard geschrieben und alles in allem kann man sagen, dass die Tastatur als gut bezeichnet werden kann – sie ist ein kleiner, aber wichtiger Fortschritt zur Tastatur des Smart Keyboard Folio, an die ich mich inzwischen aber auch gewöhnt habe. Die Tasten haben jedenfalls einen ordentlichen Druckpunkt, der Tastenhub ist angenehm. Es fühlt sich trotzdem etwas anders als die üblichen Apple-Tastaturen an, die ich nach wie vor erste Wahl finde. Würde ich sie meiner Apple Tastatur am iMac (verwirrenderweise auch Magic Keyboard genannt) 100 % geben, so bekäme das Magic Keyboard fürs iPad 75 %, das Smart Folio Keyboard 60 %.
Das Geräusch beim Tippen ist etwas lauter als bei den Apple-Tastaturen. Immerhin tippt es sich aber deutlich zuverlässiger und besser als mit den MacBook-Pro-Tastaturen der letzten Jahre, die beim 16-Zoll-Modell schon ersetzt wurden, beim 13-Zoll-Modell hoffentlich bald auch ausgedient haben.
Das Trackpad macht unterm Strich einen guten Eindruck. Man kommt, wenn man von einer Seite zur anderen wischt, nicht ganz einmal quer über den Bildschirm, muss also einmal nachsetzen, um die ganze Bildschirmbreite zu erfassen. Allerdings kann man die Zeigergeschwindigkeit in den Einstellungen (Allgemein > Trackpad) anpassen. Ebenfalls aktivieren kann man dort, dass ein Tippen auf das Trackpad als Klicken gewertet wird – gut so, weil ich das so von meinem MacBook gewöhnt bin. Alles in allem arbeitet das Trackpad zuverlässig. Beim Klicken fühlt es sich an wie früher die Trackpads von MacBooks – es hat einen Hub und einen Druckpunkt, man hört ein mechanisches Klicken. Wer mäkeln will, könnte natürlich auch sagen: Da wurde Technik von vorgestern verbaut …
Was bei der Tastatur fehlt, sind die Sondertasten. Das finde ich nach wie vor schade. Aber klar, der Platz auf dem Magic Keyboard ist begrenzt – an der Seite oben vom iPad Pro, unten durchs Trackpad. Von daher ist der Kompromiss notwendig. Die Tastatur ist übrigens beleuchtet – Tippen im Dunkeln geht deswegen bei Nichtblindtippern ohne Probleme. Die Beleuchtung schaltet sich während des Tippens auch tagsüber ein und geht nach 30 Sekunden der Nichtbenutzung aus.
Offene Frage: Das Gewicht?
Ich habe schon vor einigen Tag mal versucht, herauszufinden, wie schwer das Magic Keyboard fürs iPad Pro ist – aber Apple hat sich da bisher ausgeschwiegen. Als der UPS-Bote mir das Paket in die Hand gedrückt hat, war ich erstaunt, wie schwer es ist. Da sonst nur Karton und Papier in der Lieferung enthalten waren, gab mir das also einen Vorgeschmack auf das Gewicht des Magic Keyboard.
Mit meiner nicht so ganz genauen (weil analogen) Küchenwaage lässt sich festhalten:
- Das iPad Pro mit 12,9 Zoll alleine wiegt ca. 580 Gramm.
- Das iPad Pro mit dem Smart Keyboard Folie kommt auf etwa 980 Gramm.
- Das iPad Pro mit Magic Keyboard bringt ca. 1260 Gramm auf die Waage.
Das Magic Keyboard hat also ein Gewicht von in etwa 680 Gramm und wiegt damit mehr als das iPad Pro 12,9 Zoll an sich. Mit Magic Keyboard ist das iPad Pro 12,9 Zoll also unterm Strich so schwer wie ein MacBook Air (1290 Gramm) und wiegt nur etwas über 100 Gramm weniger als das MacBook Pro 13 Zoll. Trägt man iPad Pro und das neue Keyboard zusammen, hat man – kurz zusammengefasst – das Gefühl, einen leichten Laptop in der Hand zu haben. (Über den Preisvergleich Macbook Air vs. iPad Pro 12,9 mit Magic Keyboard schweigen wir mal.)
Sonstige Praxis-Beobachtungen zum Magic Keyboard
Ich fasse mal ein paar Dinge zusammen, die mir sonst noch aufgefallen sind:
- Ist der Neigungswinkel des iPad Pro so flach wie möglich eingestellt, stößt man beim Tippen von Zahlen oft an das iPad. Das stört ein bisschen und begrenzt die Neigungsverstellung – zumindest für mich – leicht.
- Eine Benutzung iPad Pro ist nur möglich, wenn das iPad Pro aufgestellt wird. Beim Smart Keyboard Folio konnte man ja die Tastatur hinter das iPad klappen und das iPad ganz normal im Bett oder auf dem Sofa nur als Touch-Gerät verwenden. Das geht beim Magic Keyboard nicht. Will man das iPad Pro ohne Tastatur verwenden, muss man es von dem Magic Keyboard trennen. Dank Magnethalterung geht das gut und schnell von der Hand.
- Das iPad Pro wird magnetisch gehalten. Trotzdem sitzt es wirklich gut und fest, man muss nicht bei Erschütterungen gleich die Sorge haben, dass es abfallen könnte.
- Auf den Oberschenkeln tippt es sich hervorragend. Das iPad Pro mit dem Magic Keyboard hat einen sicheren Stand – der Geräteschwerpunkt ist gut gesetzt –, dass es bei einigermaßen gerade gestellten Oberschenkeln kippt, ist unwahrscheinlich. Sind die Oberschenkel geschätzt um ca. 15 Grad nach unten geneigt, wird es kippelig. Man kann auch dann das Magic Keyboard aber gut mit den Handballen festhalten und so fixieren.
- Auf der Rückseite des Magic Keyboard ist dezent ein Apple-Logo eingestanzt. Liegt das iPad irgendwo rum, sieht das nicht ganz harmonisch aus, weil das Logo so angeordnet ist, dass es beim Aufstellen von der Gegenseite aus gut sichtbar ist.
- Das Außenmaterial des Magic Keyboards scheint mir das gleiche zu sein wie bei anderen Apple-Hüllen. Leider ist die gummierte Oberfläche auf Dauer nicht ganz abriebfest. Bei meinem Smart Keyboard Folie ist nach eineinhalb Jahren die obere Schutzschicht an den Ecken schon leicht abgestoßen. Ich hatte gehofft, dass das Magic Keyboard ein anderes Material verwendet.
- Toll wäre es gewesen, wenn sich auf der anderen Seite des Magic Keyboards noch ein USB-C-Anschluss für Sticks, externe Festplatten etc. befinden würde. Gut, man kann natürlich den USB-C-Anschluss des iPad Pro dafür verwenden – aber auf Schreibtischhöhe wäre ein zweiter Anschluss noch besser gewesen.
- Zubehör lässt sich an den USB-C-Anschluss der Tastatur übrigens leider nicht anschließen. Er ist nur zum Aufladen des iPad Pro da – USB-Zubehör muss direkt am iPad Pro eingestöpselt werden.
- Das Aufklappen des Magic Keyboards und das Verstellen des Neigungswinkels haben eine angemessene Schwergängigkeit, so dass sich nichts aus Versehen durch ruckhafte Bewegungen verstellt. Trotzdem geht beides gut von der Hand.
Fazit
Everything is magic. Nicht ganz. Das Magic Keyboard fürs iPad Pro macht – zumindest in der Variante fürs 12,9-Zoll-iPad-Pro im Großen und Ganzen Spaß: Das iPad fühlt sich damit deutlich eher wie ein Laptop als bisher an, das Magic Keyboard fürs iPad Pro ist außerdem stabil in allen Lagen. Tastatur und Trackpad sind ordentlich verarbeitet, aber nicht erste Klasse – an eine aktuelle Mac-Tastatur (auch Magic Keyboard genannt) und ein Mac-Trackpad kommen beide leider nicht ganz heran. Das hätte ich mir vor allem für die Tastatur gewünscht. Abstriche zu einer vollwertigen Tastatur muss man außerdem hinsichtlich der fehlenden Sondertasten machen. Pfeiltasten und Emoji-Taste sind dagegen vorhanden.
Bleibt die Frage, ob man für diese iPad-Pro-Tastatur 400 Euro ausgeben will. Das muss jeder selbst für sich entscheiden – aber heftig ist der Preis schon. Apple verliert beim Zubehör in letzter Zeit zunehmend das Maß. Ohne andere Alternativen getestet zu haben: Es gibt ganz sicher billigere Möglichkeiten, seinem iPad Pro ein Trackpad und eine gute Tastatur zu gönnen, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so stylish sind. Bei einem Preis von 200 bis 250 Euro hätte ich sofort gesagt: Ja, kauft das Magic Keyboard, wenn ihr euer iPad Pro für unterwegs einem Laptop ähnlicher machen wollt. Aber angesichts des realen Verkaufspreises lohnt sich ein Blick auf Alternativen in jedem Fall – außer Geld spielt keine Rolle …
Ulf Cronenberg
P. S.: Wenn ihr Fragen zum Magic Keyboard fürs iPad Pro habt, immer her damit. Ich versuche sie zu beantworten.
Und hier noch ein paar Fotos vom Magic Keyboard, die ich nicht alle in den Artikel integrieren wollte:
Hi Ulf,
danke für deinen „Early-Adopter“ Test! Ich bleibe bei dem happigen Preis lieber bei meiner Low-Budget Lösung mit Maus und Tastatur vom Chinesen. Nicht mal 10% der Kosten des Magic Keyboards. Klar, qualitativ nicht vergleichbar. Aber so selten wie ich Maus und Tastatur am iPad nutze, passt das prima. Zumal ich das iPad immer in der leichten Hülle lassen und mitnehmen kann.
Liebe Grüße, Markus
Hallo Markus,
das kann ich gut verstehen – ich verwende die Tastatur allerdings ständig, weil ich einfach viele Mails beantworten muss und auch einige Texte schreibe.
Viele Grüße, Ulf