Prince – ein persönlicher Nachruf

Sorry, Leute, das ist heute wirklich ein Scheißabend. Eigentlich wollte ich am Computer sitzen und was arbeiten, aber ich habe keine Lust mehr, seit die Nachricht über den Äther geschickt wurde, dass Prince tot auf seinem Anwesen aufgefunden wurde. Zack – gerade mal 57 Jahre alt geworden. Ich kann es nicht fassen. 35 Jahre hat er mich begleitet. Und deswegen hat er ein paar persönliche Worte verdient, während meine Best-of-Prince-Playlist im Hintergrund spielt.

Prince – ein persönlicher Nachruf

Es läuft: „Purple Rain“ (Album: „Purple Rain“, 1984)

Was für ein Song. Eine Hymne. Vergisst niemand. Wie er sich am Ende mit Falsettstimme die Seele aus dem Leib singt. Unvergessen auch: Wie Prince beim Super Bowl 2007 in strömendem Regen (da regnet es sonst nie!) den Song ins amerikanische Gedächtnis gesungen hat (hier zu sehen). Was für eine Bühnenpräsenz. Was für ein Gitarrenspiel.

Seltsam eigentlich: Vor gut 30 Jahren hörte ich vor allem Hardrock (das hieß damals noch nicht Heavy Metal). Aber es gab eben einen, dem ich immer Respekt gezollt habe, den ich für einen der Größten gehalten habe: Prince. Ich habe zwar fast alle Alben von ihm zu Hause (selbst „Crystal Ball“, nicht gerade ein leicht zu bekommendes 4er-Set von CDs), aber ich mochte nie alles, was er gemacht hat. Und dennoch, es war immer zu spüren, dass Prince ein Potenzial hat, eine Vielfalt, von der andere nur träumen können.

Es läuft: „Temptation“ (Album: „Around The World In A Day“, 1985)

Ja, klar, Prince hat es einem nicht leicht gemacht. Diese habituierte Schlüpfrigkeit, gleichzeitig die abstruse, zur Schau getragene Religiosität – mit einer Nähe zu den Zeugen Jehovas. Man wusste nie: Was ist Show, was ist der pure Drang, aufzufallen? Dann diese ganze „TAFKAP“-Geschichte („The Artist Formerly Known As Prince“), als er gegen die Vereinnahmung durch Plattenlabels rebellierte – eigentlich sympathisch, aber irgendwie religiös inszeniert, dass es schon wieder einen Touch von unsympathisch hatte. Narzisstisch eben. Eigentlich wusste man nie, wer dieser Mann war. Zwei Ehen mit eher unbekannten Frauen, angeblich viele Affären mit Stars wie Madonna. Aber wen interessiert das schon.

Es läuft: „Sign ‘o‘ the Times“ (Album: „Sign ‚O‘ The Times“, 1987)

Der Musiker dagegen. Wie er auf „Sign ‘o‘ the Times“ mit wenigen Instrumenten, alle selbst gespielt, einen unvergesslichen Song kreiert. „In France a skinny man died of a big disease with a litte name …“ – eine famose erste Textzeile. Überhaupt das Album mit dem gleichen Titel – einer der Höhepunkte seines Schaffens.

Es läuft: „It“ (Album: „Sign ‚O‘ The Times“, 1987)

Auch ein Song von „Sign ‘o‘ the Times“ – genial. Ein hämmernder Elektrobeat, etwas percussive Akzente, ein Keyboard-Teppich, darüber andere Keyboard-Einstreusel. Und dann eben die virtuose Stimme … Alles gezielt gesetzt. Das konnte nur einer.

Es läuft: „Forever in my life“ (Album: „Sign ‚O‘ The Times“, 1987)

Heute Abend Song 3 von „Sign ‘o‘ the Times“ auf meiner Bestenliste. Wie kann man so etwas schreiben? Eine eingängige Melodie, und irgendwann nach 50 Sekunden kommt eine zweite Stimme, die eine eigene Melodie hat, die irgendwie nichts mit der anderen zu tun zu haben scheint, ein eigenständiges Lied sein könnte, die aber mit der anderen Melodie doch etwas ergibt – etwas fast Außerirdisches. Und am Ende noch eine seltsame Auflösung mit akustischer Gitarre.
Das ist wirklich der verrückteste Song, den ich kenne. Ich kann es nicht glauben, dass man so etwas schreiben kann … (ja, ich weiß, ich wiederhole mich)

Es läuft: „Papa“ (Album: „Come“, 1994)

Noch mal: Was für ein Song, was für ein Album: „Come“. Prince war immer für Überraschungen gut. Wie konnte der 1,58 Meter große Prince Rogers Nelson so unbeschreiblich vielfältig sein? „Come“ ist eher unbekannt, aber es ist grandios. Oder wer kennt schon „N.E.W.S.”, ein live eingespieltes Album mit Funk-, Jazz- und Rockelementen, das aus vier Instrumentalsongs besteht: „North“, „East“, „West“ and „South“. Wer dieses Album hört, der merkt, was für ein vielfältiger Musiker Prince war, welche groovige Musiker er auch um sich zu versammeln wusste.

Es läuft: „Gold“ (Album: „The Gold Experience“, 1995)

Nicht zu vergessen: Prince ist für mich außerdem einer der meist unterschätzten Gitarristen, den es gab. Das liegt wahrscheinlich daran, dass er sein geniales Gitarrenspiel bei den meisten Songs versteckte. E-Gitarren sind eben eher selten, und wenn, dann ein spärliches Beiwerk bei Pop- und Funk-Songs. Dabei war schon bei „Purple Rain“ zu hören, was dieser Mann auf der E-Gitarre kann. Für mich war und ist Prince ein direkter Nachfahre von Jimi Hendrix, einer der die Gitarre klingen und sirren, schreien und kreischen, scheppern und krachen lassen konnte. Er hatte es im Blut. Wo andere an Licks denken, sie üben, spielte er einfach wie von Sinnen.

Es läuft: „Wow“ (Album: „PLECTRUMELECTRUM“, 2014)

Prince hatte so einige Phasen, in denen ich mir eine Besinnung auf seine Ursprünge und Stärken gewünscht habe. Manchmal hatte man das Gefühl, er musste sich selbst immer als Funk-Maschine reproduzieren. Da entstand so manches Album, das nicht wirklich gut war. Umso bitterer ist, dass er mich im Jahr 2014 mit „PLECTRUMELECTRUM“ erhört zu haben schien. Ich habe mich gefreut, dass er so was endlich mal wieder gemacht hat: ein Album live eingespielt mit guten Musikern – in dem Fall mit drei Musikerinnen. Ich hatte mich gefreut, dass vielleicht Weiteres in dieser Richtung folgen könnte. Aber das ist nun wohl vorbei.

Es läuft: „Sometimes it snows in April“ (Album: „Parade“, 1986)

Sprung zurück ins Jahr 1988. Ein melancholischer Song. Klavier, Gitarre, eine Frauenstimme und der Gesang von Prince. Und was für eine Textzeile im Titel! So fühle ich mich gerade: Es ist April. Es schneit nicht, auch wenn der Wetterbericht fürs Wochenende es für möglich hält. Ja, es ist April. Prince ist tot. Es gibt Dinge, die erwartet man nicht, die versteht man nicht. Ich ertappe mich dabei, zu hoffen, dass die Meldungen von Prince‘ Tod eine Marketing-Schachzug sind.

Sollte es am Wochenende schneien, werde ich andächtig in den Himmel gucken und „Sometimes it snows in April“ in mich hineinsummen.

Ulf Cronenberg

P. S.: Nachtrag vom 24.04.2016

Man glaubt es kaum, es hat heute sogar hier im recht warmen Würzburg tagsüber mehrmals geschneit. Ja, „Sometimes it snows in April“, wie das Foto aus meinem Fenster beweist:

Sometimes it snows in April | Foto: Ulf Cronenberg

Sometimes it snows in April | Foto: Ulf Cronenberg

P. P. S.: Das ist übrigens meine ganze Best-of-Prince-Playlist:

P. P. P. S.: Wer Prince live in Aktion sehen will – hier gibt es einen Videotipp.

1) Purple Rain (Purple Rain, 1984)
2) Temptation (Around The World In A Day, 1985)
3) Sign ‚o‘ The Times (Sign ‚O‘ The Times, 1987)
4) It (Sign ‚O‘ The Times, 1987)
5) Forever in my Life (Sign ‚O‘ The Times, 1987)
6) If I Was Your Girlfriend (Sign ‚O‘ The Times, 1987)
7) The Cross (Sign ‚O‘ The Times, 1987)
8) Adore (Sign ‚O‘ The Times, 1987)
9) Life Can Be So Nice (Parade, 1986)
10) Mountains (Parade, 1986)
11) Anotherloverholenyohead (Parade, 1986)
12) Sometimes It Snows In April (Parade, 1986)
13) The Future (Batman, 1989)
14) Vicki Waiting (Batman, 1989)
15) The Question Of U (Graffiti Bridge, 1990)
16) Joy In Repetition (Graffiti Bridge, 1990)
17) Still Would Stand All Time (Graffiti Bridge, 1990)
18) Diamonds and Pearls (Diamonds And Pearls, 1991)
19) Jughead (Diamonds And Pearls, 1991)
20) The Morning Papers (Symbol, 1992)
21) Damn U (Symbol, 1992)
22) And God Created Woman (Symbol, 1992)
23) The Sacrifice Of Victor (Symbol, 1992)
24) Papa (Come, 1994)
25) Solo (Come, 1994)
26) Endorphinmachine (The Gold Experience, 1995)
27) The Most Beautiful Girl In The World (The Gold Experience, 1995)
28) Gold (The Gold Experience, 1995)
29) Had U (Chaos and Disorder, 1996)
30) Hide The Bone (Crystal Ball, Disc 1, 1998)
31) Interactive (Crystal Ball, Disc 2, 1998)
32) Calhoun Square (Crystal Ball, Disc 2, 1998)
33) Comeback (Crystal Ball, Disc 4 – The Truth, 1998)
34) Welcome 2 The Dawn – Acoustic Version (Crystal Ball, Disc 4 – The Truth, 1998)
35) Family Name (The Rainbow Children, 2001)
36) Dear Mr. Man (Musicology, 2004)
37) Love (3121, 2006)
38) Satisfied (3121, 2006)
39) 5 Women (The Vault: Old Friends 4 Sale, 2007)
40) When the Lights Go Down (The Vault: Old Friends 4 Sale, 2007)
41) Beginning Endlessly (20Ten, 2010)
42) 20Ten (20Ten, 2010)
43) WOW (PLECTRUMELECTRUM, 2014)
44) WHITECAPS (PLECTRUMELECTRUM, 2014)
45) ANOTHERLOVE (PLECTRUMELECTRUM, 2014)

Veröffentlicht von

Was Apple und Firmen, die sich im Apple-Universum bewegen, so alles treiben, interessiert mich schon lange. Und ab und zu habe ich etwas dazu – wie zu einigem anderen, wenn es um Musik oder Fotografie geht – zu sagen …

13 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Ulf,

    ein sehr schöner und zudem informativer Nachruf auf einen Musiker, mit dem ich mich nie so recht beschäftigen wollte, aber durch deinen Text bekomme ich Lust dazu, seine Musik bleibt.
    Purple Rain ist ohne Frage einer der größten Songs ever. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich das erste Mal das Video gesehen habe. Anfangs schaute ich nur flüchtig zu, aber seine Stimme und der emotionale Ausdruck zogen mich schnell in seinen Bann. Am Ende standen mir Tränen in den Augen. Einen derart ergreifenden Vortrag hatte ich bis dahin nicht gehört. Er ging direkt ins Herz.

    LG, Conny

  2. In der Tat ein sehr schöner Nachruf.

    Deine „best of“ Liste sieht meiner sehr ähnlich. Allerdings würde ich „A question of You“ etwas weiter oben reinpfrimmeln. Alleine schon des Rhythmus‘, der handclaps, der vocals und natürlich seinem Solo wegen. Wobei das eben nicht spektakulär ist, was es aber genau ausmacht.

    Neben all den Instrumenten, die er gespielt hat ist es vor allem seine Art Gitarre zu spielen, die mich immer fasziniert hat. Egal ob bei „Sign of the Times“, „Purple Rain“ oder sein Zusammenspiel mit anderen Musikern…. wie z.B. mit Lenny [American Woman] und da gibt es noch ganz andere Beispiele, mir will gerade nicht der Titel einfallen….

    Das Jahr hat – entschuldige – Schei*e begonnen (Bowie), sich in dieser Hinsicht auf gleichem Nivea weiterbewegt um jetzt bei Prince den Hammer auszupacken. So wie Du bin ich mit ihm aufgewachsen und auch ich komme musikalisch aus einer ganz, ganz anderen Ecke… und dennoch. Die Kunst von Prince war es sein Ding zu machen – vor allem mit _dem_ musikalischen Hintergrund und vor allem Können – und es so hinzubekommen, dass es am Ende radiotauglich war. Man bedenke auch all die Songs, die er für andere geschrieben hat und die zu Hits wurden.

    Zum Glück habe ich ihn noch in Wien live gesehen… mit einer 15min „Purple Rain“ Versi… Session.

    Liebe Grüße,
    Peter

    • Hallo Peter,

      danke erst mal … Da sehen wir ja vieles wirklich sehr ähnlich. Meine Liste ist allerdings keine (auch wenn die Nummerierung das suggeriert) gewichtete Liste, sondern das sind einfach alles Titel, die ich von Prince besonders mag. Chronologisch geordnet.

      Liebe Grüße, Ulf

  3. Hallo Ulf und vielen Dank für deine durchaus ehrliche und fundierte Retrospektive. Ich bin immer dankbar solche Artikel von Musikliebhabern lesen zu dürfen, die Prince` Musik fühlen und verstehen, seine Arbeit würdigen und zu schätzen wissen.

    In mein Leben trat Prince zunächst 1984, als er im Begriff war, den gesamten Planeten mit seinem „Purple Rain“ zu überziehen. Auch ich war damals natürlich wie elektrisiert. Ich war zu der Zeit mit Eddy Grant`s Musik liiert und wollte sie wegen dem kleinen, talentierten Wunderkind aus Minnesota jedoch nicht gleich zu Grabe tragen. Deshalb beschloss ich, Prince einer zweijährigen Probezeit zu unterziehen, in der er sich beweisen sollte.

    Es folgte das Jahr 1986 und mit ihm der Megahit „Kiss“, welcher mich vollkommen überzeugte. Von da an wusste ich: So etwas kann kein irdisches Wesen komponieren. Prince musste aus einer anderen Welt stammen. Ich „entlobte“ mich sofort von Eddy Grant, kaufte mir alles, was Prince bis dahin herausgebracht hatte und auch alles, was er bis heute herausgebracht hat. Es wurde eine Liebe, die nicht mal sein zu früher Tod scheiden konnte.

    Ich möchte jetzt nicht auf sein gesamtes Portfolio eingehen, da du ja selbst ein Kenner dessen bist. Außerdem würde es den zeitlichen Rahmen doch erheblich sprengen. Wenn man mich in all den Jahren nach seinem besten Album fragte, antwortete ich stets mit: „Lovesexy“. Heute würde man sagen, es war überproduziert, doch zu damaliger Zeit zeigte er damit auf, was 1988 technisch alles möglich war, wenn man denn das nötige Genie mitbrachte: Das unter die Haut gehende „Anna Stesia“ (welches der Rolling Stone sogar auf Platz 1 von allen Prince-Kompositionen wählte) und der überbordende Titeltrack, um nur einige zu nennen.

    Am 21. April dieses Jahres wurde dann meine Welt schlagartig dunkel. Ich hatte eigentlich vor, am 23. meinen 47. Geburtstag feiern zu wollen, doch dazu kam es dann nicht mehr. Meine Herz war dermaßen gebrochen, das sogar meine körperliche Verfassung Schaden nahm und ich diese Woche meiner täglichen Arbeit fern bleiben musste. Ich befand mich in einem dermaßen tiefen Loch, aus dem ich zunächst keinen Ausweg fand. Doch gestern geschah dann die lang ersehnte Rettung: Die Post lieferte mir sein letztes Album (Hit n Run Phase Two), welches am Freitag (29.04.) erstmals offiziell auf CD erschien. Somit konnte ich endlich mit meiner Trauerarbeit beginnen und bin seitdem (glaube ich) auf einem guten Weg.

    Für die Zukunft wäre es natürlich interessant zu wissen, was noch alles in Prince` seinem musikalischen Nachlass schlummert. Obwohl ich denke, das man da nicht all zu viel erwarten sollte. Wer damals unter dem Ladentisch verbotene Bootlegs erwarb, war dann hinterher doch ein wenig enttäuscht nach dem Motto: Das soll Prince sein?

    Auf jeden Fall war/ist er für mich der genialste Musiker, den dieser Planet jemals hervorgebracht hat und ich bin froh, das ich neben 1990/98 auch noch 2010 sein letztes Deutschlandkonzert in Berlin besucht habe, denn gerade auch als Live-Musiker konnte ihm niemand das Wasser reichen.

    Ich danke, das ich mich hier offenbaren durfte und hoffe, das es auch ein Leben nach Prince für uns alle geben wird.

    Malte

    • Hallo Malte,
      na, da hat es dich noch schlimmer als mich erwischt. Ich fand und finde Prince genial, aber – wie oben geschrieben – hat mir ja nicht unbedingt alles von ihm gefallen. Von daher war ich einige Tage sehr geschockt, aber das Leben ging und geht weiter. Die Musik bleibt immerhin. Was ich jedoch bedauere: dass ich ihn nie live gesehen habe.
      Viele Grüße und danke auch für deine ausführlichen Gedanken, Ulf

      • Gern geschehen.
        Es war mir ein persönliches Anliegen.

        Ich wünsche dir noch einen schönen 1. Mai.
        Trink ein Maibock für mich mit.
        (Mir würde es derzeit leider nicht gut bekommen.)

        Vielleicht liest man noch einmal voneinander.
        Musikalische Grüße,
        Malte

  4. Hallo,

    ein schöner Nachruf – – – ach Mann. Ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Sonst so eloquent, aber bei Prince finde ich nie die passenden Worte. Ich könnte die Musik auch nie analysieren. Oder sagen: Prince war dies, Prince war das. Dazu ging mir seine Musik zu nah. War es zu sehr „meine Musik“. Mein „Soundtrack“, wenn es um Popmusik ging. Die dockte immer direkt an mir an, ich hörte Prince zehn Mal intensiver als jede andere Musik. Meine eigene Sensibilität steckt da drin. Mein Hang, einer wirklich großen, einzigartigen und wandlungsfähigen Stimme zuzuhören. Dagegen fiel fast alles andere extrem ab.

    Und diese Experimentierfreude, die Virtuosität, diese Konsequenz, mit der Prince niemals etwas einfach so machte, oder keinen neuen Aufguss von alten Sachen unternahm, herrlich. Sogar seine objektiv betrachtet etwas übertriebene Gigolo-Art, dieses „Gebalze“ und „Go on stage in our underwear“ hat mich nie weder gestört noch kam es mir aufgesetzt vor. Das war nicht TEIL von etwas, von der Musik, das war Prince, wie er sich selbst sehen und inszenieren wollte. Ein wahrscheinlich viel einsamerer Mensch, als die meisten annehmen, wenn man darüber überhaupt spekulieren kann; ein Superstar, der trotz des Erfolges, trotz seiner Bühnenpräsenz und Egomanie wohl doch seine Schüchternheit behielt.

    Warum hat ihn niemand aus seinem Umfeld besser beschützt? Ihm zu gesünderem Verhalten geraten? Wie kann das sein? Man fühlt sich beinahe um das „Alterswerk“ betrogen, um dieses Hochgefühl und die Spannung, wenn Prince etwas Neues rausbrachte. Das war immer ein Ereignis, selbst wenn vieles von den späteren Sachen eher schwache Alben waren, sehe ich genauso. Es ist traurig und bleibt es für mich noch über Jahre.

    Im Hardrock Café an den Landungsbrücken hier in Hambug fand ich eine Menge Gitarren und Andenken an der Wand rumhängen, lauter Metall- und Rockzeugs, was mich nicht so anmachte, trotzdem natürlich recht schön. Auf der Treppe nach unten zu den Toiletten entdeckte ich dann tatsächlich noch etwas von Prince. Ein paar Handschuhe aus seinem Purple Rain-Tour-Bestand, angeblich. Das war fast versteckt und etwas verschämt angebracht, ärgerte mich beinahe ein bisschen. Vielleicht hatte er die Dinger nie getragen, waren nie an seinem Körper, und trotzdem kamen sie mir zu unbeachtet, zu klein und zu dünn und schutzlos vor.

    PRN, I wish U heaven

    • Hallo Henner,

      mir gefällt, was du schreibst, weil es „beseelt“ ist – das ist etwas, was ich auch ausdrücken wollte. Du hast sicher recht, dass Prince eigentlich ein extrem einsamer Mensch war. Er war ein Genie, wie es das selten gibt. Und ich ärgere mich wirklich, dass ich ihn nie live gesehen habe.

      Danke für deinen langen Kommentar,

      viele Grüße

      Ulf

  5. Eines noch, das muss ich einfach korrigieren, sorry wegen meiner Pedanterie. Das Album Parade ist von 1986, du hattest das irgendwie zwei Jahre später verortet. 88 war das Jahr von Lovesexy.

Schreibe einen Kommentar zu Ulf Cronenberg Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert