AirPods Max – der ausführliche Test mit Pro & Contra (Teil 3)

Im Teil 1 dieses ausführlichen Tests ging es um die Design, Technik und Bedienung der AirPods 2, Teil 2 war vor allem den klanglichen Qualitäten sowie den Sound-Features wie Noise Canceling und Transsparenzmodus gewidmet – ein paar Dinge bleiben zu klären und zu besprechen. Und am Ende von Teil 3 des Tests gibt es ein Fazit zu den AirPods Max.

Das Smart Case der AirPods Max

Ja, die Aufbewahrungshülle der AirPods Max – eins hat Apple damit jedenfalls erreicht: Aufmerksamkeit. Allerdings war und ist es so, dass sich alle Reviewer einig sind: Das Ding taugt nichts. Und das Design erinnert nicht viele (mich übrigens auch) an einen BH. „Smart Bra“ wäre doch auch ein passender Name für das Case gewesen?

AirPods Max – Foto: Ulf Cronenberg, Würzburg

Die Hörmuscheln können zur Seite geklappt werden, dann kann es ab ins Smart Case gehen … | Foto: Ulf Cronenberg, Würzburg

Nun, Cases sind dafür da, dass Kopfhörer beim Transport in Taschen, Rücksäcken oder Koffern keinen Schaden nehmen. Und hier liegt bei dem Smart Case der AirPods Max schon das erste Problem: Der Bügel der Kopfhörer ist gar nicht geschützt. Einerseits ist ein Großteil des Materials der Bügel recht stabil: Edelstahl mit gummiartigem Plastik (oder Silikon?) überzogen. Aber das Problem ist das Netz, das das Kopfpolster ersetzt. Das wirkt nicht so, als wäre es ewig haltbar. Austauschbar ist es ja auch nicht. Und wenn da in einem Koffer oder Rücksack irgendwas Spitzes sich durchsticht? Das wäre schon echt tragisch.

Hinzu kommt, dass auch die Hörmuscheln nicht rundum geschützt werden – zwar an der sensibelsten Stelle (den Ohrpolstern mit der darunterliegenden Technik), aber eben nicht oben an der Digital Crown und dem Transparenzmodus-Button sowie unten. Ich will nicht ausprobieren, wie kratzfest die das Aluminium-Äußere der Hörmuscheln ist, aber Kratzer sind denkbar (auch wenn ich sie als eher unempfindlich einschätze – Apple hat mit dem Werkstoff ja viel Erfahrung). Ein kleines Ärgernis am Rande, dachte ich erst, ist, dass bei meinem Smart Case die Aussparung für das Lightning-Kabel leider nicht genau an der richtigen Position zu sein scheint, wie man im folgenden Foto sieht:

AirPods Max – Foto: Ulf Cronenberg, Würzburg

Der Lightning-Port im Smart Case der AirPods Max verrutscht bei nicht eingefahrenem Kopfbügel leicht … | Foto: Ulf Cronenberg, Würzburg

Doch das stimmt nicht (darauf hat mich Peter im ersten Kommentar aufmerksam gemacht). Sind die Kopfhörerbügel ganz eingefahren, sitzt die Lightning-Buchse am richtigen Ort des Cases. Nur bei ausgefahrenem Bügel verändert sich auch der Winkel von Bügel und Hörmuschel, so dass die Hörmuschel im Case leicht schräger sitzt.

Was mich allerdings wirklich noch am Smart Case stört, auch wenn ich ihr Material (man kennt es von den iPhone- und iPad-Hüllen) grundsätzlich mag: Es ist kein Platz für das zusätzlich für 38 Euro zu erwerbende Lightning-auf-MiniKlinke-Kabel sowie für das Ladekabel vorhanden. Das alles führt letztendlich dazu, dass ich mir, sofern es gute Cases geben wird (ein erstes ist in den USA schon angekündigt und über Wochen ausverkauft), sicher eine allumschließende Tasche für die AirPods Max kaufen werde. 600-Euro-Kopfhörer sollten auch sicher verpackt sein, und es ist Apple anzukreiden, dass die Firma ein auffälliges (aber fragwürdiges) Design über Funktionalität und Schutzwirkung gestellt haben.

Sonstiges zu den AirPods Max

So sehr man sich über das Smart Case ärgern kann, darüber dass kein Ladestecker, nur ein Lightning-auf-USB-C-Ladekabel enthalten ist, aber kein Audiokabel: Bei den Ohrpolstern hat Apple alles richtig gemacht. Sie sind supereasy austauschbar, weil sie nur magnetisch befestigt sind. Toller Nebeneffekt: Dadurch sind angesichts der 5 Ohrpolsterfarben auch exotische Farbkombinationen möglich, wie space-grauer Kopfhörer mit blauen Ohrpolstern. Mit 77 Euro ist das Paar (derzeit noch nicht erhältlich, aber bald lieferbar) kein Schnäppchen, aber das mit dem teuren Zubehör kennt man von Apple ja.

AirPods Max: Ohrpolster – Foto: Ulf Cronenberg, Würzburg

Magnetisch festgemacht, einmal ziehen, schon ab – die Ohrpolster sind genial angebracht … | Foto: Ulf Cronenberg, Würzburg

Ein Clou wäre gewesen, wenn so einfach auch der Austausch des Akkus möglich gewesen wäre – von Apple-Geräten kennt man das aber sowieso nicht, nicht mal Sony und beyerdynamic bieten so was. Immerhin lässt der Akkutausch sich für derzeit 87 Euro Gebühr von Apple vornehmen – hoffentlich auch noch in 5 oder 10 Jahren. Apple Care+ ist für 59 Euro auch für die AirPods Max verfügbar.

Ein paar weitere Beobachtungen seien noch angefügt:

  • Ich hatte im Betrieb ab und zu mal kleine Aussetzer oder mal für ein paar Sekunden eine stark verzerrte Tonwiedergabe. Ich schätze, dass solche Probleme Kinderkrankheiten sind und über Firmware-Updates gelöst werden. Auch der Wechsel zwischen Geräten könnte noch besser klappen, nicht jeder Anruf wurde bei mir erkannt.
  • Wirklich begeistert bin ich von der Bluetooth-Reichweite der AirPods Max. Das iPhone im Wohnzimmer, ich mit AirPods Max in der Küche (bei einem längeren Flur und zwei halb zugezogenen Türen) – das geht und schafft keiner meiner anderen Bluetooth-Kopfhörer. Der Amiron wireless von beyerdynamic macht am schnellsten schlapp (oft schon im Nebenraum), die Sony WH-1000xm4 sind Mittelklasse, die AirPods Pro waren bisher am besten, aber die AirPods Max sind noch mal zuverlässiger.
  • Über die App Wo ist? lassen sich auch die AirPods Max suchen – freilich kann da nicht angezeigt werden, ob sie unters Sofa gerutscht sind, sondern nur in welchem Gebäude sie zuletzt waren. Solange sie nicht im Low-Power-Modus sind, kann auch ein Ton (ein kontinuierliches Piepsen) abgespielt werden, der nicht laut, aber laut genug ist, um sie einen einigermaßen leisen Zimmer zu hören.
  • Was die Ladegeschwindigkeit für den Akku (mit einem 19-Watt-Netzteil USB C) angeht, so waren es bei mir vorgestern 2 Stunden und ein paar Minuten für das Auftanken von 16 auf 100 %. Kein Spitzenwert, aber ok. Übrigens wird man bei Erreichen einer verbleibenden Akkuladung von 20, 10 und 5 % jeweils auf dem verbundenen Gerät gewarnt. Das kennt man ja vom iPhone.

Zusammenfassendes Pro und Contra zu den AirPods Max

Man schaut so teuren Kopfhörern wie den AirPods Max besonders penibel auf die Finger – für 600 Euro will man auch Entsprechendes geboten bekommen. Was die Klangqualität angeht, hat Apple meiner Meinung nach wirklich alles richtig gemacht. Die AirPods Max sind die bestklingenden Bluetooth-ANC-Kopfhörer, die ich bisher auf den Ohren hatte, und sie hängen hier nicht nur extrem knapp, sondern schon etwas deutlicher meine bisherigen Favoriten, die Sony WH-1000xm4, ab. Die AirPods Max – das steht alles auf der Pro-Seite – geben Musik differenziert und gefällig wieder, sie separieren sehr gut verschiedene Instrumente und werden nie matschig. Sie bieten für geschlossene Kopfhörer eine extrem große Bühne, die schon an offene Systeme erinnert. Das ist alles ein Genuss und wird dazu führen, dass ich in Zukunft ganz sicher fast nur noch mit den AirPods Max unterwegs sein werde.

Darüber hinaus sind der Transparenzmodus und 3D-Audio der AirPods Max wegweisend und so gut wie bei keinem mir bekannten Gerät umgesetzt. Das Noise Canceling hält mit den bisherigen Favoriten von Bose und Sony zweifellos mit. Auch das ist schon fast ein Wunder. Erstaunlich ist schließlich die Bluetooth-Reichweite der AirPods Max, und dass sie natürlich ins Apple-Ökosystem sehr gut integriert sind, war klar. Zu guter Letzt: Ich finde, dass die AirPods Max trotz des vergleichsweise hohen Gewichts sehr bequem auf den Kopf sitzen.

Auf der Contra-Seite ist leider trotzdem auch einiges zu erwähnen: Das wenig funktionale Smart Case, an dem vor allem die unzureichende Schutzfunktion stört, hätte nicht sein müssen. Unverständlich – genauso wie die Entscheidung, den AirPods Max keinen Ausschalter mitzugeben. Klar, dadurch bleibt für 18 Stunden (im Case), 72 Stunden außerhalb des Cases die Bluetooth-Verbindung erhalten – und damit auch die Suchfunktion für die Kopfhörer. Aber ich fühle mich trotzdem zum einen gegängelt (man könnte die Energiesparmodi ja so lassen, aber trotzdem auch das Ausschalten ermöglichen – kann dann jeder selbst entscheiden), zum anderen stört mich, dass der Akku auch bei Nichtbenutzung langsam, aber stetig geleert wird. Das machen andere Hersteller besser.

AirPods Max – Foto: Ulf Cronenberg, Würzburg

Der Stein des Anstoßes in eigentlich allen Tests: das Smart Case für die AirPods Max | Foto: Ulf Cronenberg, Würzburg

Einige andere Dinge sind an den AirPods Max Geschmackssache: ist die Entscheidung für die Digital Crown richtig? Oder wäre doch ein Touchfeld zur Bedienung besser gewesen? Ich kann mit Apples Entscheidung leben. Und musste es ein nicht gerade als zukunftssicher geltender Lightning-Port zum Laden sein? Gut, da er ja an USB C angeschlossen wird, ist das kein großes Problem. Aber da gemunkelt wird, dass bald iPhones nur noch induktiv geladen werden könnten, verliert der Lightning-Anschluss vielleicht bald seine Bedeutung. Induktives Laden der AirPods Max als Alternative wäre natürlich cool gewesen (auch wenn ich es derzeit noch an keinem Gerät verwende).

Mein abschließendes Fazit zu den AirPods Max

Apples Einstieg in den Ober-Ear-Kopfhörer-Markt ist gelungen. Meine Anfangsfrage, ob ich die AirPods Max behalten werden, lässt sich mit einem klaren Ja beantworten. Nicht nur das: Ich habe sie bereits zu meinen neuen Lieblingskopfhörern erkoren. Sie klingen einfach so fantastisch, dass sie alle anderen meiner Kopfhörer (außer dem AKG K-812) in den Schatten stellen. Stattdessen überlege ich derzeit eher, ob ich den Amiron wireless und den Sony WH-1000xm4 eigentlich noch brauche …

600 Euro sind verdammt viel Geld, aber für audiophile Musikhörer ist diese Investition aus meiner Sicht durchaus in Ordnung. Trotzdem: Mit ein paar Nachteilen muss man leben – aber die habe ich ein bisschen weiter oben ja schon zusammengefasst. Also, Apple, wenn ihr an eine Version 2 herangeht: Gebt den AirPods Max ein ordentliches Case, gebt mir über ein Firmware-Update für Version 1 noch die Ausschaltmöglichkeit (Tipp: Das lange Drücken des Transparenzmodus-Buttons ist noch nicht belegt!), macht den Akkuwechsel einfacher oder etwas billiger (Kategorie: frommer, aber sicher unerfüllter Wunsch) … Das wäre meine bescheidene Wunschliste für den Kopfhörer schlechthin.

Ulf Cronenberg

(Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr meinen ausführlichen Test über soziale Medien teilt. Ich verdiene damit kein Geld – außer bei vielen Seitenaufrufen vielleicht ein wenig über die VGWort –, ich habe die AirPods Max selbst gekauft, ich halte meine Seite werbefrei … Wenn das keine Gründe zum Unterstützen sind?)

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Was Apple und Firmen, die sich im Apple-Universum bewegen, so alles treiben, interessiert mich schon lange. Und ab und zu habe ich etwas dazu – wie zu einigem anderen, wenn es um Musik oder Fotografie geht – zu sagen …

12 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Zum Smart Case und Lightning-Port:
    Das ist richtig gefertigt. Alle die das kritisieren schieben die Ohrmuscheln nur nicht wieder vollständig in den Kopfbügel. Somit entsteht natürlich bei den Ohrmuscheln ein anderer Winkel, wegen der radialen Bewegung. Deshalb reden auf YouTube etc. alle nach, dass das schlecht gefertigt sei. Nein, es ist richtig gefertigt, aber nicht anwendergerecht. D.h. ich gehe mit der Kritik „schlecht gemacht“ mit, aber alle begründen es falsch. Schieb sie zusammen und es passt korrekt. Nachteil ist natürlich, dass man sie beim nächsten Tragen wieder neu justieren müsste.

  2. Kannst du etwas zur Qualität des Telefonieren sagen? Hattest du da auch diese Aussetzer?
    Ansonsten sehr gute Berichte.

    • Ich telefoniere nicht oft, und meist dann nicht mit Over-Ear-Kopfhörern. Ich habe aber vor ein paar Tagen zum Testen mal eine Stunde über FaceTime mit den AirPods Max gesprochen – mein Gesprächspartner fand die Übertragung gut, ich habe auch alles gut gehört und hatte keine Aussetzer. Wenn es da Probleme gibt, schätze ich, dass das über Firmware-Updates sicher behoben wird.
      Meine Problem sind bisher eher Verbindungsprobleme. Gestern wollte ich Musik auf dem iPad hören, ich konnte die AirPods Max einfach nicht verbinden (geschweige denn, dass der Gerätewechsel automatisch klappte). Erst als ich sie vom iPhone entkoppelt hatte, ging es. Aber auch so was wird sicher noch gefixt.

  3. Hallo Ulf,

    habe deinen Test mittlerweile auch fertig gelesen – sehr interessant, du scheinst ja durchaus sehr angetan sein…
    Habe zuerst auch gesagt, nein, auf keinen Fall – bei dem Preis musste ich ja doch schlucken (bin da bestimmt nicht der einzige). Mittlerweile bin ich ja wieder am überlegen, aber mal schauen. Muss ja nicht gleich Gen 1 sein.
    Gerade für längere Videokonferenzen, oder unterwegs können die AirPods Max eventuell interessant sein. Wie beurteilst du das Mikrofon der Max? Vor kurzem auf nem deutschen Podcast schon Unterschiede mitbekommen, klingt im Vergleich zu nem normalen Mikrofon fast blechern (weiß grad keinen anderen Ausdruck ;))

    Liebe Grüße

    • Hallo Stefan,
      ich tue mich schwer, das mit dem Mikrofon zu beurteilen (siehe Kommentar über deinem). Ich müsste mal mit jemanden sprechen, der die AirPods Max verwendet. Für Videokonferenzen verwende ich bisher immer die AirPods Pro – finde ich, wenn ich im Bild bin, doch angenehmer, so kleine Dinger (meist nur einen Stecker) im Ohr zu haben, als große Teile drauf. Und bisher hat sich da niemand über den Klang meiner Stimme beschwert.
      Viele Grüße, Ulf

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