Vergleichstest Over-Ear-Kopfhörer – Teil 5: Aiaiai TMA-2 Modular Young Guru

Aiaiai – was für ein seltsamer Name für eine Kopfhörer-Firma. „Ohohoh“, mag man da entgegnen. Immerhin, den Namen können Kleinkinder wahrscheinlich zur gleichen Zeit mit Wörtern wie „Mama“ oder „Papa“ aussprechen. Aiaiai ist eine dänische Firma, die wohl nicht übermäßig viele Musikliebhaber kennen dürften. Ich bin vor eineinhalb Jahren über einen Test des Aiaiai TMA-2 gestolpert und fand das Baukasten-Konzept für den Kopfhörer interessant. Man kann sich seinen Kopfhörer selbst aus verschiedenen Komponenten zusammenstellen, wobei es auch vorkonfigurierte Modelle wie eben den Young Guru gibt.

Aiaiai ist jedenfalls eine hippe Firma mit hippen Kopfhörern, einem coolen Konzept für coole Hörer mit Kopfhörern, die für die Straße und für DJs gedacht sind. Der Young Guru ist eine eher teure Konfiguration, die die hochwertigeren Materialen des Baukastens vereint. Wer dann was anderes will, dem kann geholfen werden, denn alles ist austauschbar: die Ohrpolster, die Lautsprecher-Einheit, der Kopfbügel und die Kabel. In Kürze soll es den TMA-2 sogar kabellos geben. Zum Nachrüsten bräuchte man nur den Kopfbügel kaufen, wenn man schon einen TMA-2 besitzt. Der Rest kann weiterhin eingesetzt werden. Sympathisch – sofern man mit den schon vorhandenen Komponenten zufrieden ist.

Entwickelt wurde der TMA-2 Young Guru in Zusammenarbeit mit gleichnamigen Grammy-Gewinner Young Guru – daher der Name. Young Guru hat als Ton-Ingenieur und Produzent u. a. mit Jay-Z and Alicia Keys zusammengearbeitet, und er ist auch DJ.

Der Däne unter den Over-Ear-Kopfhörern im Test: der Aiaiai TMA-2 Modular Young Guru || Foto: Ulf Cronenberg

Verarbeitung & Zubehör

Das dominierende Material beim TMA-2 ist Plastik – da blitzt nichts in Chrom, alles ist vom roten Kabel abgesehen, in Anthrazit gehalten – das fühlt sich in der Hand einerseits alles gut an, aber ist andererseits eben doch auch etwas windiger, als wenn Edelstahl und Aluminium zum Einsatz kommen. Das merkt man dann z. B. auch, wenn man den Kopfhörer an seine Kopfgröße anpassen will: Die Größe lässt sich nicht geschmeidig stufenlos verstellen, sondern da zieht man die Lautsprechereinheit nach unten und es klackert dann am Plastik. Das geht ruppig, klingt unschön und fühlt sich nicht hochwertig an. Aber es funktioniert zumindest.

Das beim Young Guru mitgelieferte Kabel ist ein rotes, recht hochwertiges Spiralkabel (wie man es beim Kopfbügel sehen kann). Weil es jedoch keine Fernbedienung für Mobilgeräte hat, habe ich es gegen ein separat erhältliches schwarzes Kabel mit Fernbedienung für iOS-Geräte und Mikrofon getauscht. Das kostet leider 39 Euro – nicht gerade ein Schnäppchen, zumal die Fernbedienung sehr schwergängig ist und keine eindeutigen Druckpunkte hat. Immer wieder passiert es mir, dass ich die Lautstärke verstelle, statt die Musik an- oder auszuschalten. Ganz klar: Da gibt es eindeutig bessere Kabel und Fernbedienungen. Dafür scheint die Fernbedienung wasserdicht zu sein …

Die Fernbedienung des separat erhältlichen Kabels für iOS-Geräte || Foto: Ulf Cronenberg

Mitgeliefert wird beim Aiaiai jedenfalls nichts weiter außer einem Adpter von Miniklinke auf Klinke. Alle Erweiterungen müssen separat erworben werden – das gilt auch für ein Transporttäschchen (entweder ein Stoffbeutel für 25 Euro oder ein Shell Case für 35 Euro – ich habe beides nicht).

Passform und Tragekomfort

Der Young Guru sitzt erst mal, würde ich sagen, recht bequem auf dem Kopf. Die Ohrpolster aus Velours sind flauschig, der gepolsterte Bügel ist kaum auf dem Kopf zu spüren. Doch hat man den Over-Ear-Kopfhörer länger auf dem Kopf, gibt es doch Kleinigkeiten, die mich stören.

Meine Ohren in Normalgröße stoßen leicht an dem Ohrpolster an, und das wird, wenn man da empfindlich ist, nach längerem Aufsetzen leicht unangenehm. Nicht schlimm, aber es ist zu spüren. Und vielleicht hätten die Ohrpolster noch einen Tick dicker sein können: Die Ohren sind schon sehr nah an der Lautsprechereinheit dran. Ein bisschen warm werden sie unter den Polstern außerdem – allerdings gemessen am Beats Pro nur marginal.

Aiaiai TMA-2 Modular Young Guru || Foto: Ulf Cronenberg

Der Klang

Für einen Unterwegs- und DJ-Kopfhörer, wie der Aiaiai TMA-2 Modular Young Guru umworben wird, ist seine Außenschalldämpfung vergleichsweise gering. Das stellt ein gewisses Problem dar, finde ich. An Hauptverkehrsstraßen macht der Young Guru nicht wirklich Spaß, spätestens, wenn ein Großlaster vorbeibrettert.

Ansonsten ist der Aiaiai TMA-2 Modular Young Guru jedoch relativ anspruchslos. Linear ist seine Abstimmung sicher nicht, aber man kann ihn einen umkomplizierten Kopfhörer nennen: aufsetzen, loslegen. Er ist der einzige Kopfhörer im Testfeld, mit dem ich auch ohne Equalizer-Korrektur gut leben kann. Um ihn für meine Ohren noch gefälliger zu machen, hebe ich die Bässe bei 80 Hz ein bisschen an, senke die Höhen außerdem minimal ab.

Die fünf Songs meines Testparcours zeigen noch ein bisschen genauer, was der Young Guru klanglich zu leisten vermag und was nicht:

  • Nickelback: „Bottoms Up“ (vom 2011er Album „Here and Now“): Knackiger Bass, ein schönes Gitarrenbrett – vielleicht beides zusammen leicht breiig, aber durchaus charmant. Auch Chad Kroegers Stimme setzt sich gut ab; Hihats, Cymbals, all das ist gut herauszuhören. Beim Song, bei dem man wenig falsch machen kann, zeigt der Young Guru erwartungsgemäß keine Schwächen.
  • FKA twigs: „Kicks“ (von 2014er Album „LP1“): Im Großen und Ganzen ordentlich bildet der TMA-2 Young Guru die vielfältigen Instrumente des Songs ab, seine Nuancen sind durchaus gut herauszuhören, alles ist recht gefällig. Eine übermäßig große Bühne zieht der Over-Ear-Kopfhörer allerdings nicht auf, ein sauberes Stereobild hat er aber durchaus. Mir gefällt, dass die Höhen selbst bei lauterem Hören nicht schneidend und anstrengend werden.
  • Elliot Moss: „Highspeeds“ (vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2015): Auch hier gibt sich der Young Guru keine Blöße. Die gedoppelte Stimme am Songanfang ist sehr detailliert zu vernehmen, später, wenn Schlagzeug und Bass einsetzen, fehlt hier und da ein wenig Differenzierung, wenn man die einzelnen Instrumente heraushören will. Aber das bemerken nur geübte Hörer, die ein wirkliches Referenzmodell wie den AKG K-812 kennen.
  • Tori Amos: „Happiness is a Warm Gun“ (ein Beatles-Cover auf dem 2001er Album „Strange Little Girls“): Der Aiaiai kommt erstaunlich gut mit den überbordenden Bässen des Songs zurecht. Sie werden recht präzise abgebildet, ohne jedoch zu dominant zu werden. Im Bassbereich schlägt sich der Young Guru nicht schlecht.
  • Foreigner: „Tooth and Nails“ (vom Album „Agent Provocateur“ aus dem Jahr 1984): Mit den oben beschriebenen minimalen Equalizerkorrekturen zaubert der Young Guru aus dem Foreigner-Titel einen gut anhörbaren Song. Da kann man nicht motzen. Ohne den leicht angehobenen Bassbereich bleibt der Song jedoch sehr mittenlastig – aber das muss man eher dem Toningenieur des Songs als dem Kopfhörer vorwerfen.

Der junge Guru auf dem Kopfhörerständer || Foto: Ulf Cronenberg

Fazit

Der Aiaiai TMA-2 Modular Young Guru lag – ehrlich gesagt – lange ungebraucht in der Ecke. Für den Test habe ich ihn wieder herausgeholt und war überrascht, dass er klanglich für den Preis von knapp 250 Euro doch erstaunlich viele Qualitäten hat. Unkompliziert lässt sich damit alles an Pop und Rock hören, ohne dass man zwingend einen Equalizer vorschalten muss – auch wenn man damit den Young Guru noch gefälliger klingen lassen kann.

Die Materialien des modularen Over-Ear-Kopfhörers sind nicht unbedingt erste Sahne. Das Plastik ist sicher langlebig, aber es ist eben Plastik. Allerdings ist der Young Guru dafür auch angenehm leicht. Das rote mitgelieferte Spiralkabel mag man oder man mag es nicht – da ich gerne eine Fernbedienung habe, habe ich mir noch das iOS-Kabel von Aiaiai gekauft; und das ist viel zu teuer dafür, dass die Fernbedienung extrem schwergängig ist.

Was mich an dem TMA-2 Young Guru noch stört, sind zwei Kleinigkeiten: Er zählt bei längerem Hören nicht zu den bequemsten Kopfhörern (aber es gibt deutlich schlimmere) und er dämpft für meinen Geschmack als Kopfhörer für unterwegs zu wenig den Außenschall – obwohl die Lautstärkeeinheit eigentlich geschlossen ist.

Alles in allem bleibt festzuhalten: Der Aiaiai TMA-2 Modular Young Guru bekommt den „Ich bin klanglich unkompliziert“-Award des Vergleichstests.

Ulf Cronenberg

Und hier geht es zu den anderen Teilen des Vergleichstests (wird noch ergänzt):

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