Test: Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer BeatsX

Bisher habe ich einen großen Bogen um Bluetooth-Kopfhörer gemacht – doch nun hat meine Neugier gesiegt. Apples AirPods sind zwar vom Konzept her als Kopfhörer für unterwegs interessant, aber da schon die EarPods meines iPhones nicht gut in meinen Ohren halten und ich ihre geringe Dämpfung von Außenschall nicht mag, kamen sie nicht in Frage. Die BeatsX, die vom gleichen W1-Chip Apples wie die AirPods angetrieben werden, fand ich interessanter als die AirPods (was will man von Kopfhörern, die an die Köpfe einer elektrischen Zahnbürste erinnern, auch erwarten … 😉 ), und seit gut 10 Tagen habe ich sie nun im Einsatz. Zeit für einen Testbericht.

Bisher bin ich mit Beats-Kopfhörern nicht sonderlich warm geworden – meiner Meinung nach steht die Marke vor allem für hippe Kopfhörer für coole Jungs und Mädels, jedoch eher für eine fragwürdige Soundqualität, auch wenn die von mir getesteten Beats Pro sich gar nicht so schlecht geschlagen haben.

Die BeatsX lose daliegend || Foto: Ulf Cronenberg

Die BeatsX werden erst seit ein paar Wochen ausgeliefert, die ersten Reviews waren, was den Klang anbelangt, nicht allzu enthusiastisch, und ich habe mich deswegen gefragt, ob ich da (Lieferzeit war bei meiner Bestellung zwei Wochen) etwas Sinnvolles bestellt habe. Egal, ich wollte sie testen, und notfalls – das war mein Agreement – werden sie eben wieder verkauft.

Verarbeitung & Zubehör

Das Konzept der BeatsX, die hinten über den Nacken um den Kopf geführt werden, ist interessant. Neben der Fernbedienung auf der linken Seite gibt es zwei verdickte Stellen, die dafür sorgen, dass die BeatsX ihren Schwerpunkt vorne behalten und somit nicht nach hinten aus den Ohren gezogen werden. In den Verdickungen sind – davon gehe ich aus – auf der einen Seite der W1-Chip, auf der anderen Seite der Akku mit dem Lightning-Anschluss untergebracht.

Das Kabel ist ein Flachkabel, und ich würde sagen, dass es recht ordentlich verarbeitet ist. Ein Schwachpunkt dürfte darin liegen, dass es bei längerem Gebrauch irgendwann zu einem Wackelkontakt kommen könnte – aber das unterscheidet die BeatsX nicht von anderen In-Ears. Die Höreinheit selbst ist aus Plastik, nicht aus Metall – das gilt auch für die Fernbedienung, die ansonsten aber sehr angenehme Druckpunkte hat und sich gut bedienen lässt. Bei Kopfhörern für 150 Euro dürfte man vielleicht eine etwas robustere Bauweise aus Aluminium oder Metall erwarten – aber der hohe Preis ist natürlich auch Beats und Apple geschuldet: beides Firmen, die im Hochpreissegment zu Hause sind. Die Zeit wird zeigen, wie robust die BeatsX sind …

Die Ohreinsätze und Wingtips der Beats X || Foto: Ulf Cronenberg

Die wichtigste Frage bei In-Ears ist, wie sie im Ohr sitzen. Den BeatsX liegen vier paar Ohreinsätze in verschiedenen Größen bei. Damit sind sie sicher deutlich variabler als die AirPods. Außerdem gibt es noch „Wingtips für sicheren Halt“ in zwei Größen – wie Apple das nennt, die man optional anbringen kann. Sie sollen für einen besseren Halt im Ohr sorgen, weil sich die Bügel in die Ohrwindungen einklemmen lassen. Die Wingtips sind aus einem gummiartigem Kunststoff und werden einfach über die Höreinheit gezogen.

Darüber hinaus enthält die Box der BeatsX:

  • ein kurzes USB-Lightning-Kabel (nicht USB C, sondern USB A) zum Laden,
  • ein kleines Transporttäschchen in Schwarz
  • und ein paar Heftchen und Karten, darunter Garantie und Kurzanleitung.

Das war es auch schon.

Die leichtgängige Fernbedienung der BeatsX || Foto: Ulf Cronenberg

Passform und Tragekomfort

In-Ears mag nicht jeder – die kleinen Kunststoffeinsätze an der Höreinheit werden in das vordere Ende des Gehörgangs eingeschoben. Manche empfinden das als unangenehm. Der Vorteil ist, dass die Kopfhörer recht fest sitzen, man erkauft sich das damit, dass sie nach längerem Gebrauch (bei mir nach ca. 15 bis 20 Minuten) leicht zu drücken anfangen. Wichtig ist, dass die Ohreinsätze die richtige Größe haben – und mit den vier Paar Ohreinsätzen werden wohl die meisten Ohren abgedeckt. Bei mir sind es die mittelgroßen, bei Auslieferung installierten Stöpsel, die am besten passen. Da muss man etwas experimentieren, und dabei ist vor allem auch auf den Klang zu achten. Sitzen die Ohreinsätze nicht richtig, wird der Klang dünn und bassarm.

Ein durchdachtes Detail ist übrigens, dass die beiden Höreinheiten an der Außenseite magnetisch sind. Hat man die BeatsX also nicht in den Ohren stecken, so kann man die beiden Enden vorne vor dem Brustkorb zusammenstecken und trägt die Kopfhörer quasi wie eine Kette um den Hals. Sehr Praktisch.

Bedienung

Als Bluetooth-Kopfhörer muss man die BeatsX erst mal mit dem Computer oder Mobilgerät koppeln, und Apple/Beats macht es einem mit dem W1-Chip wirklich einfach. Man drückt den etwas schwergängigen Button an der rechten Verdickung für ca. 5 Sekunden und hält währenddessen die BeatsX in die Nähe seines iPhones, iPads oder Macs – auf dem Gerät erscheint dann ein Fensterchen, das fragt, ob man den Kopfhörer an das Gerät koppeln will – mit Maus- oder Fingertipp als Bestätigung ist alles eingerichtet. So soll es sein.

Sind die BeatsX gekoppelt, stellt man sie mit 1-Sekunden-Drücken auf den Button an und aus. Sind die BeatsX eingeschaltet, leuchtet eine weiße Mini-Diode an der rechten Verdickung. Beim Ein- und Ausschalten bekommt man jeweils ein auditives Feedback in Form eines Mini-Jingles (von der Dauer so wie der Einschaltton eines Macs). Das ist gut so, denn die Leuchtdiode sieht man nicht, wenn die BeatsX um den Nacken liegen.

Der Button zum Ein- und Ausschalten mit weißer Mini-LED || Foto: Ulf Cronenberg

Will man die BeatsX mit einem neuen Gerät koppeln, muss man in dessen Nähe wieder 5 Sekunden auf den Button drücken. So kann man zwischen Geräte hin- und herwechseln. Der Einrichtungsaufwand hält sich also wirklich in Grenzen. Komfortabel ist das gemacht. Typisch Apple: Es funktioniert einfach.

Was die Akku-Laufzeit angeht, so komme ich mit den BeatsX bisher gut durch eine Woche ohne neues Aufladen, und ich verwende sie im Durchschnitt jeden Tag eine gute halbe Stunde. Der Ladestand wird übrigens, wenn die BeatsX mit dem iPhone oder iPad gekoppelt sind, in den Widget Batterien und im Kontrollzentrum angezeigt.

Der Klang

Um es gleich vorwegzunehmen – ich bin überrascht, wie gut die BeatsX klingen. Sie haben ein gutes Stereobild und bilden Details deutlich besser ab, als ich es erwartet hatte. Beim ersten Höreindruck stört mich vor allem, dass die BeatsX zu mittenbetont daherkommen. Doch das lässt sich mit einer Equalizer-App ändern (meine Favoriten-App für iOS habe ich hier vorgestellt): Ich habe hier die Mitten bei 1550 Hz mit relativ großer Breite etwas abgesenkt, die Höhen habe ich außerdem noch minimal verringert. So klingen die BeatsX in meinen Ohren dann gut.

Auch mit den BeatsX sei mein Testparcours von fünf Songs, den ich für Kopfhörertests verwende (genauere Erläuterungen dazu gibt es hier), durchgegangen – mit aktiviertem Equalizer:

  • Nickelback: „Bottoms Up“ (vom 2011er Album „Here and Now“): Der Song klingt auf den Beats richtig rockig – das muss man den In-Ears von Beats attestieren. Hihat und Becken des Schlagzeugs sind zu hören, allerdings – alles andere wäre ein Wunder – weniger differenziert als bei den großen Brüdern der Over-Ear-Kopfhörer. Aber für unterwegs kann man das verschmerzen.
  • FKA twigs: „Kicks“ (von 2014er Album „LP1“): Auch diesen Song kann man gut anhören. Mit dem an manchen Stellen tiefen Bass kommen die BeatsX erstaunlich gut zurecht – es wummert nicht. Die große Räumlichkeit des Songs (vor allem auch die Tiefenstaffelung), die man bei richtig guten Kopfhörern hört, leidet ein bisschen, aber auch das ist zu verschmerzen. Wenn zu viele Instrumente übereinander liegen, wird der komplexe Song manchmal leicht anstrengend – aber auch das nur minimal.
  • Elliot Moss: „Highspeeds“ (vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2015): Auch hier ist alles recht gut. Man hört die gedoppelte Stimme am Beginn des Songs gut heraus, die Instrumente (Gitarre, Keyboard) dahinter setzen sich gut ab, wenn das Schlagzeug einsetzt, wird es ein bisschen matschiger, aber alles in allem schlagen sich die BeatsX auch hier gut.
  • Tori Amos: „Happiness is a Warm Gun“ (ein Beatles-Cover auf dem 2001er Album „Strange Little Girls“): Der viel zu basslastig abgemischte Song klingt hier gar nicht so basslastig, was wohl daran liegt, dass die BeatsX in den Tiefbassbereich nicht wirklich herunterreichen. Aber das kann man von In-Ears eigentlich auch nicht erwarten.
  • Foreigner: „Tooth and Nails“ (vom Album „Agent Provocateur“ aus dem Jahr 1984): Aus dem schlecht abgemischten Song, der viel zu mittenlastig ist, machen die BeatsX einen hörbaren Song – zumindest, wenn ich meine Equalizer-Korrekturen aktiviert habe. Manche Details gehen hier allerdings verloren, weil der Song in der Mitte leicht matscht.

Für In-Ears schlagen sich die BeatsX also wirklich gut – schwierig wird es, finde ich, wenn man seine Musik zu laut hört. Meine Ohren vertragen das mit den BeatsX nicht gut, denn die Mittenbetonung der BeatsX wird hier etwas unangenehm. Da die BeatsX mit ihren Ohreinsätzen allerdings ja gut den Schall von außen isolieren, ist lautes Hören eigentlich auch nicht notwendig (ist ja auch nicht gut für die Ohren). Wer sich die Dröhnung geben will, der sollte sich, würde ich sagen, eher andere Kopfhörer kaufen.

Die BeatsX in ihrem Minitäschchen zur Aufbewahrung || Foto: Ulf Cronenberg

Fazit

Ich war extrem skeptisch: weil bei den BeatsX der Klang über Bluetooth übertragen wird, weil Kopfhörer von Beats für eher mittelmäßige Soundqualität bekannt sind. Doch mal abgesehen davon, dass die BeatsX für meinen Geschmack etwas zu mittenlastig abgestimmt sind und dass sie bei hoher Lautstärke etwas zu klirren anfangen und dann unangenehm werden: Sie lösen Musik ansonsten erstaunlich gut auf und machen einen guten Job.

Langes Hören mag ich mit den BeatsX nicht – aus zwei Gründen: Zum einen werden die Ohreinsätze irgendwann nach 20 Minuten unbequem und fangen zu drücken an (ein Hoch auf angepasste Otoplastiken, wie es sie bei In-Ears von beyerdynamic gibt – z. B. hier). Zum anderen stört meine sehr empfindlichen Ohren die Mittenbetonung nach längerer Hördauer dann doch. Ein Equalizer schafft hier etwas Abhilfe. Die BeatsX sind von daher gute In-Ears für unterwegs: auf dem Weg zur Bushaltestelle oder zum Bahnhof, beim Einkaufen etc. Für längeren Musikgenuss bevorzuge ich aber ganz klar Over-Ear-Kopfhörer.

Was Apple respektive Beats wirklich genial gelöst hat, ist die Koppelung über Bluetooth an Apple-Geräte. Das funktioniert mit dem W1-Chip hervorragend. Die Musik wird auch zuverlässig über Bluetooth übertragen. In meiner Wohnung (knapp 90 qm) kann ich das iPhone im Flur liegen lassen und in der ganzen Wohnung herumgehen, ohne die Verbindung zu verlieren. Praktisch: Telefonanrufe kann man annehmen, auch wenn die Klangqualität des Mikrofons keine Wunder vollbringt – das haben Telefonpartner berichtet.

Das Schöne an den BeatsX ist, dass sie nicht so leicht wie die AirPods verloren gehen dürften, weil die beiden Höreinheiten an einem Kabel hängen, dass sie aber dennoch ohne langes Kabel komfortabel zu verstauen und mitzunehmen sind. Mich überzeugt das Konzept der BeatsX jedenfalls.

Ulf Cronenberg

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Was Apple und Firmen, die sich im Apple-Universum bewegen, so alles treiben, interessiert mich schon lange. Und ab und zu habe ich etwas dazu – wie zu einigem anderen, wenn es um Musik oder Fotografie geht – zu sagen …

2 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Ulf,
    interessanter Testbericht, der die Unterschiede zwischen BeatsX und den AirPods deutlich macht!
    Ein Equalizer zur individuellen Sound-Anpassung ist eine nützliche Sache. Mich stört nur, dass ich die Songs dann aus der App heraus abspielen muss. Das finde ich etwas umständlicher und unübersichtlicher, als direkt iTunes/Musik als Player zu verwenden. Ideal fände ich einen Equalizer, der als Systemerweiterung im Hintergrund läuft und die gesamte Sound-Ausgabe, also auch Audio von Webseiten bearbeiten könnte.
    Viele Grüße, Jürgen

    • Hallo Jürgen,
      ja, du hast recht, das mit der Equalizer-App ist umständlicher – ich würde mir auch eine universelle Erweiterung für iPad und iPhone wünschen, die vom ganzen System verwendet wird. Aber mir ist eine solche Lösung nicht bekannt. Das Problem ist ja auch für alle Musik-Abo-Kunden (sei es Deezer, Apple Music oder Spotify), dass deren Musik nicht über die Equalizer-App abgespielt werden können. Ein weiterer Grund für mich, kein Abo in Betracht zu ziehen.
      Aber ansonsten ist für mich die App inzwischen ein Muss, das mir die über Kopfhörer gehörte Musik einfach deutlich angenehmer macht.
      Viele Grüße
      Ulf

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