Apples Programm für die Bildbearbeitung und Bildverwaltung auf Macs heißt seit einem guten Jahr nicht mehr iPhoto, sondern Fotos. Die App dürfte nicht gerade viele begeisterte Nutzer haben, zumindest, wenn man ein bisschen mehr als nur Helligkeit und Kontrast verändern oder ein paar vorgegebene Filter auf seine Bilder anwenden will. Flecken oder störende Elemente aus Bildern entfernen? Fehlanzeige. Partiell Bereiche aufhellen oder abdunkeln? Ebenfalls Fehlanzeige. Wer das Apples Foto-App beibringen will, braucht nur die Bildbearbeitung Pixelmator. Die stellt ab der neuen Version 3.5 nämlich rudimentäre Retusche-Werkzeuge für Fotos bereit.
Mit OS X 10.11 El Capitan hat die Fotos-App, die von Haus aus nur Basisfunktionen der Bildbearbeitung mitbringt, die Möglichkeit spendiert bekommen, dass Erweiterungen von anderen Herstellern den Funktionsumfang vergrößern. Das ist auch dringend nötig, denn partielle Bildbearbeitung ist für Fotos ein Fremdwort. Mal eben das Gesicht einer Person, das zu dunkel ist, aufhellen, geht mit Fotos eben nicht.
Pixelmator (Link zum App-Store) war vor einigen Jahren ein Newcomer bei der Bildbearbeitung (ein Programm, das aber keine Fotos verwalten kann), und inzwischen ist es zu einer festen Größe für alle geworden, denen Photoshop zu teuer und zu kompliziert ist. Der Normalpreis von 30 Euro ist für Gelegenheitsanwender vielleicht nicht gerade ein Schnäppchen, dafür kann Pixelmator aber wirklich viel und ist nach zwei Versionssprüngen eine recht ernstzunehmende Bildbearbeitung, deren Benutzeroberfläche zudem sehr mac-like aussieht.
Das vor einigen Tagen veröffentliche kostenlose Pixelmator-Update auf Version 3.5 bietet nun zwei Erweiterungen für Apples Fotos-App:
Mit Pixelmator Distort kann man Bildbereiche verkrümmern und verzerren, was ich für eine nicht gerade notwendige Funktion halte. Sehr viel wichtiger ist dagegen Pixelmator Retouch, das verschiedene Möglichkeiten zur partiellen Bildbearbeitung beinhaltet:
Im Einzelnen lassen sich:
- Bildbereiche reparieren, das heißt Bildfehler oder -flecken automatisch entfernen,
- Bildbereiche klonen, also ein vorher ausgewälter Bildbereich auf eine andere Stelle übertragen,
- Bildbereiche aufhellen,
- bei Bildbereichen die Farbsättigung erhöhen,
- Bildbereiche abschwächen (wobei die Funktion nicht zu gehen scheint, von daher auch nicht klar ist, ob die Helligkeit oder die Farbsättigung verringert wird) und
- Bildbereiche schärfen.
Detaillierte Werkzeuge darf man sich allerdings nichts erwarten: So kann man bei all den Funktionen die Stärke und die Größe des kreisrunden Veränderungsbereichs ändern – mehr einstellen lässt sich aber nicht.
Doch immerhin: Störende Bildelemente – wie im folgenden Bild der Vogel im Himmel, der wegen einer HDR-Aufnahme einmal noch in Grau zu sehen ist – lassen sich problemlos mit dem Reparatur-Werkzeug entfernen:
Einmal mit dem Reparatur-Werkzeug von Pixelmator Retouch auf den Bereich geklickt, schon sah der Bildbereich so aus:
Auch bei unruhigeren Bildbereichen (wie einer gekräuselten Wasseroberfläche) funktioniert das Reparieren mit dem Werkzeug erstaunlich gut.
Fazit:
Freuen dürfen sich alle, die Fotos verwenden und Pixelmator sowieso auf der Festplatte haben. Endlich geht ein bisschen partielle Bildbearbeitung in der Fotos-App. Ob sich der Kauf von Pixelmator extra fürs Retuschieren in der Fotos-App rentiert, wage ich zu bezweifeln, außer da tut sich noch mehr – allerdings gab es Pixelmator auch schon mehrmals deutlich reduziert zu kaufen, dann könnte man natürlich zuschlagen. Von Profiprogrammen wie Adobes Lightroom oder Capture One bleibt Fotos – da helfen auch die Pixelmator-Erweiterungen nicht – meilenweit entfernt.
Immerhin: Ein Anfang ist gemacht. Und wenn Pixelmator die Möglichkeiten via Erweiterungen für die Fotos-App ausbaut, dürften das Programm weitere Käufer finden. Wollen wir hoffen, dass Pixelmator seine Erweiterungsfähigkeiten ausbaut.
Ulf Cronenberg
P. S.: Wofür ich selbst die Fotos-App verwende? Vor allem für meine Fotos von iPhone und iPad. Die will ich nicht alle in Lightroom haben … Außerdem importiere ich aus Lightroom manche Bilder in Fotos, damit ich sie über einen Fotostream anderen zur Verfügung stellen kann.
Hallo Ulf, danke für den Hinweis. Ich selber nutze Pixelmator gerne für Freistellarbeiten, Collagen und Einladungen. Würde ich die Fotos-App noch nutzen, könnte ich mich auch an diesen kleinen Tools erfreuen. Aber „Fotos“ hat sich bei mir aufgrund der katastrophalen Performance der iCloud-Fotomediathek und den ungenügenden Bildverwaltungsfunktionen b.a.w. disqualifiziert. Wenn ich mühsam in Fotos angelegte Alben später nicht mehr logisch auf die Festplatte exportieren kann, fange ich gar nicht erst an, mir die Mühe zu machen. Umgekehrt übernimmt Fotos bestehende Ordnersortierungen beim Import auch nicht. Mit den „Sammlungen“ und „Momenten“ die ich schon auf dem iPhone nicht sonderlich mag, konnte ich mich nicht anfreunden. Ich möchte gerne selber bestimmen, welche Fotos logisch zusammengehören. Ich vermisse Aperture hier immer noch schmerzlich. Jetzt bin ich wieder bei der Ordnerlogik auf Dateiebene im Finder gelandet, verwalte diese aber mit Lightroom. Damit ich auch dort nicht immer alle Fotos sehe, nutze ich mehrere Lightroom Kataloge. Das klappt mittlerweile ganz gut. So kann ich bei abgeschlossenen Projekten auch separat deren Vorschaudatei (* Previews.lrdata) von Lightroom löschen um Speicherplatz freizugeben. Da sammelt sich ja ansonsten ganz schön was an. Die Freigabe von Fotos erfolgt bei mir nur noch über die mobilen Geräte.
Aber alles in allem fehlt mir bei Lightroom immer noch die enge Verzahnung mit Dingen wie dem Fotostream oder die direkte Nutzung von Bildern in Final Cut Pro X, etc. Was war die Bildverwaltung früher doch schön mit Aperture!
Hallo Markus,
ich verstehe es sehr gut, wenn man Fotos nicht verwendet. Ich setze das Programm ja auch nur für ein paar rudimentäre Dinge (also Schnappschüsse auf dem iPhone) ein, weil es insgesamt überhaupt nicht ernst zu nehmen ist. Ja, Aperture. Auch lange mein Lieblingsprogramm für Bildverwaltung und – bearbeitung … Und es kann/konnte einiges besser als Lightroom. Aber die Bearbeitungstools sind in die Jahre gekommen. Schärfen, dunkle oder helle Bilddetails wiederherstellen und solche Sachen sind einfach nicht mehr gut genug, um Aperture verwenden zu können. Und außerdem weiß man ja, dass das Programm irgendwann nicht mehr laufen wird. Nach wie vor eine Schande von Apple, das Programm abzuschießen … Unverständlich. Geld hat die Firma ja genug, um hier weiter im Rennen zu bleiben.
Viele Grüße
Ulf