Test: beyerdynamic iDX 200 IE

Kopfhörer für 1000 Euro – keine Sorge, die hier getesteten beyerdynamic iDX 200 IE gehören nicht in diese Preisklasse. Aber ansonsten, ist es kein Problem, so viel Geld für gute Kopfhörer auszugeben … Einige Hersteller haben entdeckt, dass man mit Premium-Modellen in unseren prosperierenden Zeiten Geld verdienen kann. Bisher waren es vor allem Over-Ear-Kopfhörer, bei denen man sehr viel Geld lassen konnte, doch beyerdynamic aus Heilbronn hat nun begonnen, auch bei In-Ear-Kopfhörern in neue Preisregionen vorzustoßen.

Mit knapp 200 Euro, die die iDX 200 IE kosten, kommt man nicht gerade billig davon – aber richtig schwindelerregend wird es bei den kürzlich vorgestellten beyerdynamic AK T8IE, bei denen Tesla-Technologie von beyerdynamic erstmals im Bereich der In-Ear-Kopfhörer eingesetzt wird. Ca. 1000 Euro werden hier fällig, und ich weiß schon jetzt, dass ich mir solche Kopfhörer wohl nie leisten können werde – aber testen würde ich sie schon gerne mal …

Aber zurück zu den bezahlbaren iDX 200 IE. Der nächstkleinere Bruder sind die von mir erst vor einigen Monaten getesteten iDX 160 IE – meine derzeitigen Lieblingskopfhörer für unterwegs. Bei ihnen hat beyerdynamic vieles umgesetzt, was ich vorher bei günstigeren Modellen bemängelt habe: vor allem eine Fernbedienungseinheit mit Lautstärketasten sowie ein robusteres Kabel, dessen eine Hälfte ausgetauscht werden kann (ein Kabelbruch in der Nähe des Gerätesteckers macht so nicht mehr den Neukauf des gesamten Headsets notwendig).

Das Kabel der beyerdynamic iDX 200 IE

Das Kabel der beyerdynamic iDX 200 IE

Ausstattung

Die iDX 200 IE sind äußerlich in den meisten Bereichen mit den iDX 160 IE identisch. Stecker und Kabel sind die gleichen. Die mitgelieferten Ohrpassstücke decken verschiedene Größen ab – wie bei den iDX 160 IE sind enthalten:

  • fünf Paar Standard-Ohrpassstücke in fünf Größen
  • ein Paar mit Doppelflansch
  • ein Paar mit Dreifachflansch

Neben den Schaumstoff-Ohrpassstücken in Größe M vom renommierten Hersteller ComplyTM, das auch den iDX 160 IE beilag, bietet das Set der iDX 200 IE zwei weitere Comply-Größen zusätzlich. Die breite Palette an Ohrpassstücken dürfte alles in allem dafür sorgen, dass für jedes Ohr etwas dabei.

Die mitgelieferten Ohrpassstücke

Die mitgelieferten Ohrpassstücke

Bequem werden die iDX 200 IE jedoch erst, wenn man sich individuelle Otoplastiken genehmigt – in einer KIND-Filiale ausgegossene Ohrpassstücke, die an die eigenen Ohren angepasst sind. 120 Euro kostet der Gutschein, den man bei beyerdynamic erwerben kann – aber es rentiert sich allemal. Bequemer können In-Ear-Kopfhörer jedenfalls nicht sein. Meine für die iDX 160 IE angefertigten Otoplastiken können auch bei den iDX 200 IE verwendet werden. Gut.

Auch in anderen Details unterscheiden sich die iDX 160 IE und die iDX 200 IE nicht: Identisch sind das praktische Aufbewahrungstäschchen sowie die zwei mitgelieferten Verbindungskabel (eines für iOS-Geräte, das andere für die meisten Android-Geräte). Auch die Kabelführung mit der Fernbedienungseinheit am Kabel zum rechten Ohr scheint mir die gleiche zu sein. Aber da gab es auch keinen wesentlichen Grund, etwas zu ändern.

Das Hardcase der iDX 200 IE

Das Hardcase der iDX 200 IE

An der Fernbedienung lassen sich problemlos – wie man das kennt – die Musik starten und beenden, Anrufe entgegennehmen und die Lautstärke justieren. Die iDX 200 IE sind ein Headset, und so sitzt auf der Rückseite der Fernbedienungseinheit ein Mikrofon. Je nach Umgebungsgeräuschen sollte man es besser in Mundnähe halten – das ist nicht anders als bei anderen Headsets –, aber ansonsten verrichtet es klaglos seinen Dienst. Bei starkem Wind kommt man jedoch schnell an seine Grenzen – da greift man besser zu seinem iPhone und versucht es vom Wind abzuschirmen, als über das Kopfhörer-Mikrofon zu telefonieren.

Die Fernbedienung der iDX 200 IE

Die Fernbedienung der iDX 200 IE

Verbesserte Klangwandler

Der wesentliche Unterschied zwischen dem 160er und dem 200er Modell der iDX sind die verbesserten Klangwandler sowie deren robusteres Gehäuse. Der Wirkungsgrad der Klangwandler ist laut beyerdynamic durch Verwendung von besonders feinem Kupferdraht und durch andere Maßnahmen gestiegen – und das merkt man auch, wenn man die iDX 160 IE und die iDX 200 IE nacheinander testet: Die iDX 200 IE sind bei auf dem iPhone gleich eingestellter Lautstärke um einiges lauter.

Was das Gehäuse um die Klangwandler angeht, so ist es – um hier beyerdynamic zu zitieren – nicht mehr aus Aluminium wie bei den günstigeren iDX-Modellen: „Als Gehäusematerial kommt statt Aluminium eine neue Legierung zum Einsatz, die zu 86 Prozent aus Titan besteht.“ Das Gehäuse ist damit robuster, ob das auch zu klanglichen Vorteilen führt, kann ich nicht sagen. Dafür dürften wohl eher die Klangwandler und weniger deren Gehäuse verantwortlich sein …

Das Gehäuse der Klangwandler ohne Ohrpassstücke

Das Gehäuse der Klangwandler ohne Ohrpassstücke

Klang

Wenn man die iDX 200 IE länger trägt, so weiß man ihre Ausgeglichenheit zu schätzen – das ist etwas, was bisher alle von mir getesteten In-Ear-Modelle von beyerdynamic gemeinsam haben. Längeres Musikhören führt nicht zu gereizten Ohren: Bässe werden gut abgebildet, die Höhen sind nicht zu schrill – sie klingen sehr ausgewogen. Dass das nicht selbstverständlich ist, muss gesagt werden: Ich hatte schon viele In-Ear-Modelle testweise im Ohr, ob von beats, etymotic (die mir früher immer noch am besten gefallen haben), Bowers & Wilkins, TDK oder anderen. Aber richtig heimisch habe ich mich bisher nur bei den beyerdynamic-Modellen und bei den Fischer Audio Consonance gefühlt. Selbst Over-Ear-Kopfhörer wie die hochwertigen B&W P7 sind für meine Ohren weniger gut abgestimmt – ihre Höhenbetonung reizt nach kurzer Zeit meine Ohren (die da sehr empfindlich sind), so dass ich sie nur mit einem Equalizer verwenden kann – dann allerdings entfalten die P7 (aber das nur am Rande) einen Detailreichtum, den nur Over-Ear-Modelle bieten können.

Es ist immer schwierig, verschiedene Kopfhörer miteinander zu vergleichen (ich habe mal gelesen, dass das Klanggedächtnis keine 5 Sekunden überbrücken kann – keine Ahnung, ob das stimmt). Ein Song, den ich mit verschiedenen Modellen angehört habe, ist „The Pretender“, der Opener vom Foo-Fighters-Meilenstein „Echoes, Silence, Patience & Grace“. Gleich zu Beginn kann man neben der E-Gitarre auf dem linken Kanal gezupfte Geigen hören, ein Detail, das nur bessere Kopfhörer preisgeben. Die iDX 200 IE haben hier keine Probleme, auch wenn sie sich bauartbedingt Over-Ear-Modellen bei der Präsenz der Geigentöne geschlagen geben müssen. Dass die iDX 200 IE minimal anders abgestimmt sind als meine bisherigen Favoriten iDX 160 IE, zeigt sich dann später im Song, wenn Schlagzeug und Gitarre hinzukommen: Die Mitten klingen bei den iDX 200 IE präsenter, ohne aber zu aufdringlich zu werden.

Auch bei zwei meiner persönlichen Referenz-Songs schlagen die iDX 200 IE sich gut: Tori Amos‘ Adaption von Lennon/McCartneys „Happiness is a Warm Gun“ auf „Strange Little Girls (2001) bringt manche Boxen und Kopfhörer angesichts der überbordenden Bässe zum Wummern. Die iDX 200 IE verzeihen dem Song die zu basslastige Abmischung. Auch Foreigners „Tooth and Nail“ auf „Agent Provocateur“ aus dem Jahr 1984, ein viel zu mittenbetont abgemischter Song, bereitet den iDX 200 IE keine Probleme und klingt angenehmer als auf vielen anderen Wiedergabegeräten. Das ist genau das, was ich von guten Kopfhörern, gerade für unterwegs, erwarte: dass sie unkompliziert sind, über- oder unterbetonte Frequenzbereiche ausgleichen, so dass alle Songs gefällig ins Ohr kommen. Die beyerdynamic iDX 200 IE leisten einem hier gute Dienste – ohne Zweifel.

Die iDX 200 IE mit den mitgelieferten Ohrpassstücken (links) und meinen individuellen Otoplastiken (rechts)

Die iDX 200 IE mit den mitgelieferten Ohrpassstücken (links) und meinen individuellen Otoplastiken (rechts)

Fazit

Die beyerdynamic iDX 200 IE zeigen einmal mehr, dass beyerdynamic weiß, wie man ausgewogene In-Ear-Kopfhörer konzipiert – das neue Topmodell der iDX-Reihe passt hervorragend in die bisherige Modellpolitik, die ich zu schätzen weiß. Im Vergleich zum bisherigen Spitzenmodell iDX 160 IE legt man für die iDX 200 IE 80 Euro mehr auf den Tisch (also knapp 200 Euro). Ob sich das rentiert? Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Vieles eint beide Modelle – es sind zwei zusätzliche Comply-Ohrpassstücke, ein neuer Klangwandler mit Gehäuse, die den Unterschied ausmachen. Beim Klang ist zum einen festzustellen, dass die iDX 200 IE Musik lauter als die iDX 160 IE wiedergeben, also einen größeren Wirkungsgrad haben. Darüber hinaus würde ich sagen, dass die iDX 200 IE die Mitten noch etwas präziser und detaillierter wiedergeben, ohne dass Bässe und Höhen darunter leiden.

In je höhere Preisklassen man kommt, desto geringer fallen die Klangverbesserungen aus. Die iDX 160 IE sind sehr gute In-Ear-Kopfhörer, die iDX 200 IE noch einen Ticken besser. Für 80 Euro mehr hätte ich mir aber vielleicht doch noch ein robusteres Kabel als weiteren Kaufanreiz gewünscht – das ist bei allen In-Ear-Modellen immer die Frage: Wie lange halten die Kabel? Bei einem Preis von 200 Euro sollte man jedenfalls schon zwei oder drei Jahre damit unterwegs sein können, finde ich. Die Zeit wird zeigen, ob die iDX 200 IE das schaffen.

Ulf Cronenberg

Fotos auf dieser Seite: © Ulf Cronenberg, Würzburg

Link zu den Herstellerinformationen von beyerdynamic

alpendeich-Redaktionstipp

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Was Apple und Firmen, die sich im Apple-Universum bewegen, so alles treiben, interessiert mich schon lange. Und ab und zu habe ich etwas dazu – wie zu einigem anderen, wenn es um Musik oder Fotografie geht – zu sagen …

4 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo, hätte eine kleine Frage zur Kompatibilität:
    Ist das Modell auch mit dem S7 edge, oder anderen androidfähigen Geräten, kompatibel ?
    Ich bin sehr an den IDX 200 iE interessiert, will aber keine 200€ hinblättern, wenn ich davon im Zweifelsfall nichts habe.. bitte um schnellen Rat

    • Tut mir leid, ich kann dir nicht 100%-ig helfen … Angeblich ist eines der beiden Kurzkabel für Android-Geräte. Von daher glaube ich eher schon, dass es geht. Aber ich kann es mangels Android-Gerät nicht ausprobieren. Schon mal die Webseite von beyerdynamic befragt?

  2. Hallo ULF,
    In vielen Rezensionen bei Amazon liest man von Kabelbrüchen nach kurzer Zeit bei den 160ern. Hast du hier auch Erfahrungen egal welcher Art ? Da es sich teilweise um ältere Rezensionen handelt besteht ja die Möglichkeit der Nachbesserung seitens des Herstellers. Wie geht Beyerdynamyc mit so etwas um, wenn sie Kenntnis haben ?
    Gruß Dirk und vielen Dank für deine Unterstützung

    • Hallo Dirk,
      die 160er hatte/habe ich auch, aber ich verwende, seit es die 200er gibt, nur noch diese. Mir ist das Kabel nicht gebrochen bisher – aber ich passe schon auch etwas auf. Ich hatte allerdings schon andere In-Ears von beyerdynamic, wo irgendwann ein Wackelkontakt an einem der Hörer war, so dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Die Kabelqualität ist definitiv nicht die zuverlässigste. Aber das ist bei anderen In-Ears nicht anders. Richtig langlebige Kabel habe ich noch nicht erlebt. Bei den iDX 200 IE ist immerhin ein Vorteil, dass das Kabel aus zwei Hälfte besteht. Wenn das Kabel am Miniklinkenstecker einen Wackelkontakt hat, kann man nur das Teilkabel austauschen.
      Das ist das, was ich dazu sagen kann …
      Gruß, Ulf

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